Gelsenkirchen ist nicht überall – aber es rückt näher (Teil 3)

Gesellschaft

Mit krimineller Energie an Kohle kommen - oder wie der Staat ausgetrickst wird  

Gelsenkirchen hat nicht nur den erfolgreichen S04, sondern auch scheinbar unüberwindbare Probleme. Der Strukturwandel hat hier offene Wunden hinterlassen, die nicht heilen wollen und dazu noch „Glücksritter“ der besonderen Art angezogen. Es sind überwiegend Immobilenfirmen mit türkischen Wurzeln, die leerstehende Mehrfamilienhäuser, sogenannte Schrottimmobilen, „für nen Appel und en Ei“ ersteigern und gerne mit osteuropäischen EU-Bürgern belegen. Die Wochenzeitung DIE ZEIT hat in einem aufsehenerregenden Dossier aufgezeigt, wie unser Staat systematisch ausgenommen wird und die einheimische Bevölkerung ans Auswandern denkt. Ist Gelsenkirchen ein Einzelfall? Gibt es in Rhade und Dorsten inzwischen ebenfalls erste Anzeichen für eine nicht mehr zu steuernde Entwicklung? Erste Rückmeldungen auf den ZEIT-Artikel, der mehreren Bürgern der Lippestadt empfohlen wurde, deuten darauf hin. In einer kurzen eigenen Zusammenfassung zeigen wir die Erkenntnisse der Stadt Gelsenkirchen auf und schlagen eine konstruktive, nicht diskriminierende Diskussionsform über die offensichtlichen Lücken unsere Sozialgesetze vor: Stichwort Stadtverwaltung:

  • Stichwort Stadtverwaltung: Gelsenkirchen hat einen sehr guten SPD-Bürgermeister, Frank Baranowski, der hohes Ansehen in der Stadt genießt und beeindruckend konsequent das Land und den Bund über die geschilderten Fehlentwicklungen informiert und um Hilfe bittet. Uniformiertes Personal mit dem Schriftzeichen „Recht und Ordnung“ bemüht sich in den Problemzonen Flagge zu zeigen. In der Verwaltung versuchen spezialisierte Mitarbeiter den plötzlichen Zuzug von neuen EU-Bürgern mit vielen Kindern so zu begleiten, dass für die überalterte Stadt ein späterer Gewinn möglich wird. Zwei Zahlen zeigen aber das ganze Dilemma gnadenlos auf. Seit Anfang des vergangenen Jahres sind 4599 (!) Rumänen und Bulgaren in die Stadt gezogen, im gleichen Zeitraum sind 3106 (!) wieder weggezogen. Eine Stadtentwicklung ist so eigentlich unmöglich.
  • Stichwort GE - ein Einzelfall?: Aus Dortmund, Duisburg, dem Essener Norden und anderen Großstädten in unserer Nachbarschaft werden ähnliche Verhältnisse wahrgenommen. Gelsenkirchen steht also nur stellvertretend für Probleme, die eine Kommune niemals allein lösen kann. Ob es in Dorsten gleiche Erkenntnisse gibt? Wir werden Fragen stellen. Wir werden aber nicht über die Menschen, die in bitterer Armut versuchen zu überleben, den Stab brechen. Wir wollen ein Teil der Lösung sein. Wie? Die Diskussion darüber ist eröffnet!
  • Stichwort Politik, Parteien, Abgeordnete: Die Europäische Union (EU) ist ein Glücksfall der Gegenwartsgeschichte. Sie hat (relativen) Wohlstand und Frieden für viele Menschen im Europa der 28 Länder gebracht. Sie ist eine gigantische Wirtschaftsgemeinschaft, aber, weil zu schnell gewachsen, eine unzulängliche Wertegemeinschaft. Die Unterschiede der Kulturen, der ausgeübten Religionsgemeinschaften, der Lebensverhältnisse, sind in Teilbereichen so groß, dass ein Mit- und Nebeneinander von jetzt auf gleich zu Missverständnissen und Unzufriedenheit führt. Unsere demokratischen Parteien und unsere gewählten Abgeordneten auf allen Ebenen sind aufgefordert, ohne Scheuklappen die geschilderten Fehlentwicklungen zu sehen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Wir sind gut beraten, sie dabei zu unterstützen.

Dirk Hartwich (Morgen folgt Teil 4 und Schluss mit einem vorläufigen Fazit)

Grundlage dieser Zusammenfassung ist ein umfangreicher Bericht der Wochenzeitung DIE ZEIT, Nr. 37, 21. Juli 2016. Der Titel des Dossiers: Der Häuserkampf von Stefan Willeke.

 
 

WebsoziCMS 3.9.9 - 004489209 -