„Mein Freund – wie geht’s?“

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„Nicht gut, denk` ich an dein Heimatland Türkei“

Höflich und freundlich wie immer. So treffen wir uns hin und wieder. Wir, das sind Kadir und ich. Kadir ist Deutscher mit doppelter, auch türkischer Staatsbürgerschaft. Er ist hier voll integriert, kurz, komplett angekommen. Doch sein Herz schlägt auch für die Türkei. Eine Selbstverständlichkeit. Doch dort hängt der Segen zur Zeit schief, sagt man bei uns. Die Regierung, sprich dessen Chef Erdogan, hält es mit der Rechtsstaatlichkeit nicht so genau. Das ist kritikwürdig. Mit Kadir kann ich leider nicht darüber diskutieren. Er glaubt, dass ich nicht fair zwischen Erdogan und den Türken unterscheiden kann. Kann ich wohl. Deswegen sage ich laut und deutlich, dass die derzeitige türkische Politik undemokratisch und autoritär ist. Und, dass ich es schrecklich finde, dass die Macht missbraucht wird, um Andersdenkende zu diskreditieren und zu inhaftieren. Und, dass es völkerrechtswidrig ist, in ein anderes Land einzumarschieren, um Regimekritiker, jawohl ich spreche von einem Regime, zu bombardieren und militärisch zu bekämpfen. Und, damit Kadir mir glaubt, sage ich im gleichen Atemzug auch, dass es nicht die Türken sind, die für das Unrecht verantwortlich sind. Schön wäre, wenn Kadir auch so differenzieren würde und einfach mal sagt, was er vielleicht wirklich denkt. So bleibt es nur beim sonntäglichen höflichen Standardgruß: „Mein Freund, wie geht’s?“

Der Sonntagskommentar aus Rhade

 
 

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