OGS: Dorstener SPD-Fraktion begegnet Kritik mit konstruktivem Vorschlag (Teil 3)

Landespolitik


Zeigt dem Bürgermeister und der Verwaltung auf, wie es geht: Michael Baune, stellv. Fraktionsvorsitzender

Bürgermeister kann vorhandene Betreuungsmöglichkeiten ausschöpfen

Die Kritik einzelner Eltern am Offenen Ganztagsbereich der Dorstener Grundschulen hat Wellen geschlagen. Konservative Kreise haben alles daran gesetzt, daraus eine Empörungskampagne zu entwickeln, die Presse einzubinden und die SPD - geführte Landesregierung an den Pranger zu stellen. Der Bürgermeister der Lippestadt (CDU) hat eine Resolution des Rates angeregt und durchgesetzt, um scheinbare Versäumnisse der Landesregierung  „anzuhängen“. Dabei ist alles viel einfacher, wie die Dorstener SPD-Fraktion beweist. In einem bestens begründeten Antrag, fordert sie die Verwaltung auf, eine Umfrage bei allen Eltern von Grundschulkindern zu starten, um abzufragen, wo wirklich der Schuh drückt – und um dann die vorhandenen Möglichkeiten, die die Offene Ganztagsschule bietet, auch anzuwenden.

Der SPD-Antrag im Wortlaut: 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

gem. §16 I der geltenden Geschäftsordnung des Rates der Stadt Dorsten stellt die SPD-Fraktion zu Tagesordnungspunkt 10 (Offene Ganztagsgrundschule (OGS) - Bedürfnisse von Eltern stärker berücksichtigen) der heutigen Tagesordnung folgenden Antrag:  

  1. Die Verwaltung wird aufgefordert, eine Befragung der Eltern Dorstener GrundschülerInnen (Klasse 1-3) und zukünftigen Erstklässler vorzunehmen, um schulscharf den Bedarf an OGS-Betreuungen, oder alternativ flexiblen Übermittagsbetreuungen für das kommende Schuljahr zu ermitteln. Die Befragung soll tendenzfrei und mit einer verständlichen Erläuterung der zur Auswahl stehenden Betreuungsmodelle versehen sein. Es sollte - im Sinne einer flexiblen Handhabung - u.a. darauf hingewiesen werden, dass jeweils zum Schuljahresende ein Wechsel zwischen den Modellen möglich ist, wenn an der jeweiligen Grundschule beide Modelle angeboten werden.
  1. Sofern im Ergebnis der Befragung an einer Grundschule für mindestens 10 Kinder ein flexibles, reines Betreuungsangebot gewünscht wird, entwickelt die Stadt gemeinsam mit der Schulleitung und dem dortigen Träger der OGS ein entsprechendes Angebot ab dem Schuljahr 2017/18.
  1. Zur Finanzierung dieser Übermittagsbetreuung gewährt das Land eine jährliche Pauschale je Schule von 5.500 Euro. Der Rat beschließt darüber hinaus, dass die Stadt Dorsten den freiwilligen Beitrag, den sie pro Kind/Schuljahr in der OGS gewährt (z.Zt. 439,30 Euro/Jahr/Kind), auch für jedes Kind, das - anstelle der sonst in Anspruch genommenen OGS - nunmehr die Übermittagsbetreuung besucht, zur Verfügung stellt. Bei 10 Kindern stünden je Schuljahr/Schule auskömmliche 9.893,- Euro zur Personalkostenfinanzierung zur Verfügung, ohne dass für die Stadt Mehrkosten entstehen.

Begründung:

Die Lebenswirklichkeit von Familien und Kindern unterliegt einem fortwährenden Wandel. Die Lebensentwürfe von Eltern, das Freizeitverhalten von Kindern, gesellschaftspolitische Zielformulierungen wie etwa die Vereinbarkeit von Familie und Beruf müssen Auswirkungen unter anderem auch auf die Anforderungen an eine bedarfsgerechte, flexible Inanspruchnahme nachmittäglicher Betreuungen im Primarbereich haben.

Auch wenn zur Ehrlichkeit gehört, dass in der Praxis letztlich nicht für jeden exklusiven Einzelfall eine hundertprozentige Lösung zu erreichen sein wird , so soll dennoch vom Grundsatz her als Ziel gelten, je flexibler die nachmittägliche Betreuung organisiert ist, um so passgenauer kann das Angebot auf die individuellen Erfordernisse der einzelnen Familie und des einzelnen Kindes eingehen.

Die SPD-Landesregierung hat 2003 mit dem entsprechenden Erlass des Schulministeriums „Gebundene und offene Ganztagsschulen sowie außerunterrichtliche Ganztags- und Betreuungsangebote in Primarbereich und Sekundarstufe I“ die Basis für den in der Folge rasanten Aufbau „Offener Ganztagsgrundschulen“ - auch in Dorsten - gelegt. Auch die CDU-Landesregierung (2005-2010) hielt aus gutem Grund an diesem erfolgreichen Betreuungs- Bildungs- und Erziehungsangebot fest. Zum diesjährigen Stichtag besuchen in Dorsten 940 Kinder das Angebot der OGS an Grundschulen.

Eine bloße Kritik an der mangelnden Betreuungsflexibilität der OGS  blendet aus, dass deren Zielsetzung in erster Linie ein Bildungsangebot und -auftrag ist, ein Lösungsansatz u.a. als Reaktion auf die erste PISA-Studie im Jahr 2000. Aus diesem Ansatz resultiert aus pädagogisch/fachlichen Erwägungen nachvollziehbar auch die -jetzt von Teilen der Elternschaft kritisierte- grundsätzlich verpflichtende Teilnahme.

In der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen existiert im o.g. Erlass neben der OGS die Möglichkeit, an Grundschulen (gleichzeitig) auch andere „außerunterrichtlichen Ganztags- und Betreuungsangebote“ zu realisieren, wenn der entsprechende Elternwille/Bedarf gegeben ist. Diese vorrangig auf Betreuung ausgerichteten Angebote lassen sich im Gegensatz zur OGS sehr individuell im Hinblick auf die Anforderungen durch den Familienalltag gestalten.

Unabhängig davon wird eine Harmonisierung der OGS-Präsenzzeiten anzustreben sein, denn das die Regelungen im offenen Ganztag restriktiver als im gebundenen Ganztag sind, erschwert die gebotene Flexibilität.

Michael Baune, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender

 

 
 

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