Fracking. Wer will das eigentlich?

Umwelt

Interessante Filme, fachkundige Podiumsteilnehmer und ein äußerst konzentriert teilnehmendes Publikum.

SPD informiert mit beeindruckender Veranstaltung

Weiberfastnacht, Schalke und Fracking. Alles an einem Tag, zur gleichen Zeit.
Die Sorge der Veranstalter war aber unbegründet. Fast 100 Besucher kamen zur SPD-Veranstaltung „Tanz auf dem Vulkan – Das Spiel mit dem Feuer“ in die Aula der Gesamtschule Wulfen.
Gas ist ein wichtiger Rohstoff und Energielieferant.

Wurde eine Gasblase bisher direkt angebohrt, so konnte der wertvolle Rohstoff „von alleine“ noch oben steigen, um verarbeitet zu werden. Ein konventioneller Prozess.
Neu ist, dass das im Schiefergestein gebundene Gas in über 1000 Meter Tiefe mit Hilfe von Wasser, Sand und einem Chemikaliencocktail unter hohem Druck, auch zum Geschäftsmodell für die großen Energiekonzerne taugt. Hier heißt es, „Gas aus unkonventionellen Lagerstätten“.
Mit möglichen verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt.
Filme, die das schonungslos belegen, flankierten die spannende, äußerst sachliche Informationsveranstaltung der Dorstener Sozialdemokraten.
Hans-Willi Niemeyer, Vorsitzender, begrüßte das hochkarätig besetzte Podium.
Mit Frank Schwabe und Michael Gerdes waren gleich 2 Bundestagsabgeordnete dabei. Michael Hübner vertrat als Landtagsabgeordneter die Position der Landesregierung, während Frank Lumpe die städtische Sicht darlegte. Jürgen Kruse von der Bürgerinitiative „Gegen Gasbohren“ und Ulrich Peterwitz, Leiter des Umweltmanagements der Gelsenwasser AG komplettierten die Gesprächsrunde, die von Friedhelm Fragemann, Vorsitzender des Umwelt- und Planungsausschusses professionell moderiert wurde.
Um die Gefahr der eingesetzten Chemikalien zu verdeutlichen, mischten 2 „Chemiker“ zu Beginn einen Cocktail aus 5 von 26 in Niedersachen eingesetzten Komponenten. Dazu wurde der Text des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft eingeblendet: „Beim Einsatz der Frac-Technologie werden keine nach dem Chemikaliengesetz als insgesamt giftig einzustufende Frac-Flüssigkeiten verwendet“.
„Na denn Prost“, kommentierte Friedhelm Fragemann und forderte dazu auf, einen Schluck zu nehmen. Etwas zögerlich kamen alle der Aufforderung nach, vermutend, dass hier doch mit Fruchtsäften „gearbeitet“ wurde.
Ulrich Peterwitz brillierte mit seinem Vortrag und zeigte auf, wie Dorsten aus 3 Seiten von unterschiedlichen „Gasbohrern angegriffen werden kann“. Die Claimabsteckung ist bereits vollzogen. Seine Forderung, Fracking grundsätzlich in Wassergewinnungsgebieten gesetzlich zu untersagen, wurde von allen geteilt. Jürgen Kruse machte aber deutlich, dass das dann nicht für die vielen Brunnen-Eigenversorger im ländlichen Raum gilt und somit das Verbot viel umfassender sein muss. Frank Lumpe verdeutlichte, das die Stadt von den Vorhaben nur aus der Presse erfahren habe. Ein Versäumnis der zuständigen Bezirksregierung. Dass das kein Einzelfall ist, bestätigte Frank Schwabe, der weder als Bundestagsabgeordneter für Recklinghausen noch als Fracking-Berichterstatter für die Fraktion in Berlin, darüber informiert wurde, dass auch in seinem Wahlkreis gebohrt werden soll. Michael Hübner sagte zu, die Verwaltungswege zwischen der Landes- und Bezirksregierung zu überprüfen. Michael Gerdes setzte sich dafür ein, fraktionsübergreifend einen neuen Versuch zu starten, gemeinsam eine Gesetzeslinie zu erarbeiten. Hier bremste Frank Schwabe die Erwartungen und verwies auf die unterschiedlichen Zuständigkeiten Umwelt (Röttgen-CDU) und Wirtschaft (Rösler-FDP). Dass die beiden sich nicht grün sind, gehört zu den Problemen der amtierenden Bundesregierung.
Warum das Thema den Bürgerinnen und Bürgern unter den Nägeln brennt, wurde deutlich, als das Plenum mitdiskutierte. Betroffen, aber kenntnisreich, verständnislos aber auffordernd, wurde das Fracking fast einmütig kategorisch abgelehnt. Verbunden mit der Aufforderung an die politische Prominenz, gesetzgeberisch aktiv zu werden.
Friedhelm Fragemann sagte zu, eine Folgeveranstaltung zu organisieren, und Hans-Willi Niemeyer machte abschließend auf den Dorstener Appell aufmerksam, mit dem Unterschriften für sauberes Trinkwasser und gegen Fracking bis Ende Februar gesammelt werden.
Fazit: Das war Bürgerinformation auf hohem Niveau mit kenntnisreichen und äußerst interessanten Gesprächspartnern und einem hoch motivierten Publikum. Jetzt muss aber die Bürgerbeteiligung folgen. Ein Versprechen, für dass die Dorstener SPD steht.

Dirk Hartwich

 
 

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