Lautstarke Bauernproteste übertönen Mahnrufe aus eigenen Reihen

Umwelt

Ein Blick zurück hilft, zu verstehen

Der Güllegeruch, der aktuell über dem Land liegt, zeigt an, dass die Landwirte die Straße verlassen haben und wieder ihrer harten Arbeit auf den Feldern nachgehen. Um zu verstehen, in welcher Sackgasse sich die heimische Landwirtschaft befindet, müssen wir zurückblicken. In den 1960er Jahren halfen Kunstdünger mit Namen wie Nitrophoska und Gifte mit der Bezeichnung E 605, die Erträge deutlich zu steigern. Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft EWG unterstützte und subventionierte. Grenzenloses Wachstum wurde den Landwirten versprochen. Eine Abnahmegarantie signalisierte, die Menge macht’s. Die Folge war eine gigantische Überproduktion von Getreide, Fleisch und Milch und ein sinkender Marktpreis. Parallel erkennen verantwortliche Landwirte und Naturschützer, dass die bisherige Bewirtschaftung der Nutzflächen nicht nachhaltig ist. Unübersehbar sind ausgelaugte Böden, sterbende Insektenarten und belastetes Grundwasser. Hinzu kommt, dass die landwirtschaftlichen Betriebe am Subventionstropf des Staates und der EU hängen. Jede Kürzung kann das Aus des eigenen Betriebes bedeuten. Dass es die kleineren sind, die in dem gnadenlosen Verdrängungswettbewerb aufgeben müssen, gehört zur realistischen Betrachtung des heutigen Agrarsektors dazu. Der laute Bauernprotest hilft vielleicht, momentan staatliche Unterstützung in bisheriger Größenordnung zu behalten. Wer aber die Zwischentöne der Mahner überhört, oder überhören will, verpasst den richtigen Zeitpunkt, seinen Betrieb zukunftsfest zu gestalten. Ein Kraftakt, der dann uneingeschränkte öffentliche Unterstützung verdient.

Eigener Bericht auf Grundlage des ZEIT-Artikels „Wie Panzerfahrer auf dem Acker“ vom 25. Januar 2024

 
 

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