3.Das Gymnasium lag nicht nur weit weg, es befand sich auch in einer „besseren Gegend“. Wir waren vielleicht sechs Arbeiterkinder in einer Klasse von 40. Bei manchen Lehrer hat man klar gespürt, dass der Sohn von Herrn Doktor oder die Tochter von Herrn Professor einfach keine schlechtere Note bekommen konnte, als die Hannelore aus Dümpten.
Mir wurde in dieser Zeit zum ersten Mal richtig bewusst, wie wenig Geld wir eigentlich hatten. Denn natürlich musste ich die Kleider meiner älteren Schwester auftragen. Später hatten wir „Jinglers“ Jeans, während die anderen in Wrangler oder Levi’s rumliefen. Und: Im Gegensatz zu mir lasen die anderen schon recht früh und wie selbstverständlich den Spiegel. Aber unterkriegen lassen war natürlich auch nicht. Also biss ich mich durch. Nicht brillant. Aber immerhin. 1980 machte ich Abitur und war das erste Mädchen in unserer großen Familie mit einer „Hochschulzugangsberechtigung“ in der Tasche.