WWF rüttelt auf - Teil 2
Kathrin Schmidt hat das unten stehende Gedicht geschrieben, das eindringlich die andauernde Klimakrise veranschaulicht. Sie hat u. a. 2009 den Deutschen Buchpreis erhalten. Der WWF bietet Künstlern die Möglichkeit Position zu beziehen, um auf das weltweite Klimaproblem aufmerksam zu machen. Die Serie trägt den Titel „Stimmen zur Klimakrise“ und ist auf der unten stehenden Internetseite nachzulesen.
I’absence d’eau (Wassermangel)
der garten jammert, fleht um nasse gnade.
man springt. man sprengt. das wechselwarme reh,
das scheu den kopf schob durch das trockne weh,
zeigt sich im sonnenuntergang malade.
aus tau wird mau. maufrisch steht notgereiftes
Getreide auf den feldern, und die kirschen
einst rotgroß rund, vergehn mit einem knirschen
im mund. Im mai. In leibes kessel pfeift es
und will die kolik aus der skepsis reißen,
dass sie zur sepsis wird. globalentzündung
führt stirn auf stern zu letzter kirchengründung:
die wohlstandsfolie und ihr stummes gleißen
sind anzubeten, während blasse maden
die lebenden zum danse macabre laden.
Kathrin Schmidt
Nachsatz: