Rhade ohne Apotheke? Eine wahre Wochenendgeschichte

Allgemein


Foto im Juli 1977 in den „SPD-Nachrichten für Rhade“ erschienen

Bis Mitte der 1970er Jahre gab es eine sehr kreative Lösung, um in Rhade Rezepte gegen Medikamente zu wechseln. Kreativ deswegen, weil es keine Apotheke gab. Alle Anregungen, diesen Zustand zu ändern, also eine Apotheke zu gründen, scheiterten an nicht vorhandenen Investoren. Lembeck war besser dran. Die dortige Apotheke, inzwischen nicht mehr existent, erklärte sich bereit, einen täglichen Lieferdienst nach Rhade zu organisieren. Gesucht wurde nur nach eine Stelle vor Ort, die als Zwischenlager und Abholstation eingerichtet werden könnte. Fündig wurden die damaligen Akteure in einem Friseurgeschäft an der Lembecker Straße, übrigens auch nicht mehr existent. Im inneren Eingangsbereich wurde ein Kasten mit vielen Fächern aufgehängt. Einem Setzkasten aus früheren Druckereien ähnlich. Die Fächer trugen Buchstaben des Alphabets. Nun wurden die täglich von den nicht mehr lebenden Hausärzten Dr. Carola Martius und Dr. Schmidt-Dossi ausgestellten Rezepte der Rhader Patienten vermutlich vom Lembecker Apotheker abgeholt, die Medikamente am gleichen Tag zur Friseurstube geliefert,  in die offenen Fächer des Sammelkastens eingeordnet und somit zur Abholung bereitgestellt. Ob es eine Personenkontrolle gab, um Missbrauch oder Verwechselungen zu verhindern, wird von Zeitzeugen heute unterschiedlich bewertet. Nachdem die Rhader SPD dieses System öffentlich gemacht hat, schlugen die Pressewellen hoch. Parallel setzte eine neue Diskussion ein, ob in Rhade nicht doch eine eigene Apotheke zur Infrastruktur dazugehören müsste. Tatsächlich feierte Mitte 1977 (Foto) ein Rohbau Richtfest, der die Urbanus-Apotheke beherbergen sollte. Die Geschichte endet leider am 31. Oktober 2023 mit der Schließung. Rhade ist wieder Mitte der 1970er Jahre angekommen. Interessant ist, dass die jetzige Apotheke in Lembeck aktuell per Hauswurfsendung angeboten hat, benötigte Medikamente in Rhade anzuliefern. Wie? Mit Sicherheit nicht mehr in einen offenen Setzkasten zur Selbstbedienung. Die wahre Geschichte schreit förmlich nach einer Fortsetzung. Wir berichten.

 
 

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