3 Fragen an Michael Gerdes

Bundespolitik

1. Frage: Was fühlt ein Bergmann, wenn jetzt die letzte Zeche in Bottrop schließt?

Was fühlt ein Bergmann, wenn jetzt die letzte Zeche in Bottrop schließt?
Die Schließung von Prosper-Haniel zum Ende des Jahres macht mir zu schaffen, das ist mit einem ganzen Stück Wehmut verbunden. Mehr als 30 Jahre war ich auf der Zeche beschäftigt, zuerst als Elektrohauer unter Tage und später dann als freigestelltes Betriebsratsmitglied für soziale Angelegenheiten. Der Bergbau hat mich persönlich geprägt und eine ganze Region. Wenn das jetzt bald vorbei ist, blutet einem das Herz.
 

2. Frage: Werden alle Arbeitnehmer vergleichbare Ersatzarbeitsplätze erhalten?


Werden alle Arbeitnemer vergleichbare Ersatzarbeitsplätze erhalten?
Das Ende eines ganzen Industriezweiges einzuleiten ist eine enorme Aufgabe. Man muss sich vor Augen führen, dass der deutsche Steinkohlenbergbau in den letzten 50 Jahren einen Rückgang um 250.000 Mitarbeiter verkraften musste. Dass dieser Prozess bis heute sozialverträglich abläuft, ist der langfristigen Planung zu verdanken und vor allem der Tatsache, dass alle Beteiligten - Bund, Land, RAG und IG BCE - auf Augenhöhe miteinander Lösungen entwickelt haben. Das Motto war immer: Kein Bergmann fällt ins Bergfreie. Eine der wichtigsten Aufgaben bestand gerade auch in den letzten Jahren darin, die Mitarbeiter zu qualifizieren und ihnen neue Beschäftigungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Das ist im Großen und Ganzen gut gelungen. Viele sind über die Jahre aber auch über Vorruhestandsregelungen sozialverträglich aus dem Arbeitsleben ausgeschieden. Etwa 650 Mitarbeiter werden langfristig weiterbeschäftigt, um sich beispielsweise um Bergschäden, Rückbau der Anlagen und das Abpumpen von Grubenwasser zu kümmern.
 

 

3. Frage: Was bedeutet die Zechenschließung für Bottrop, Gladbeck und Dorsten?


Was bedeutet die Zechenschließung für Bottrop, Gladbeck und Dorsten?
Der Bergbau hat die ganze Region geprägt, hunderttausende Menschen haben zu Hochzeiten in den Zechen des Ruhrgebiets Arbeit gefunden. Deshalb steht die Zechenschließung vor allem für das Ende einer Ära. Hinsichtlich der Wirtschaftsstruktur hat das Ruhrgebiet in den letzten Jahrzehnten schon einen enormen Wandel vollzogen: Viele innovative Unternehmen haben sich hier angesiedelt, wir haben großartige Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Mit dem Modellprojekt Innovation City machen sich Bottrop, Gladbeck und viele weitere Ruhrgebietsstädte auf den Weg in die Zukunft. So entstehen neue, nachhaltige Arbeitsplätze. Das heißt nicht, dass es keine Probleme mehr gibt - im Gegenteil. Aber wir sind auf einem guten Weg. Eine der vielen Aufgaben, die jetzt anstehen, ist, die ehemaligen Bergbauflächen so schnell wie möglich nutzbar zu machen, damit dort Neues entstehen kann.

(Antwort Michael Gerdes vom 27.09.2018)

 
 

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