Harte Fakten und ein diffuses Bauchgefühl
Was für eine Sensation, was für eine Freude. Das zweigeteilte Deutschland hatte nur knapp 45 Jahre Bestand. Während wir im Westen den Begriff Freizügigkeit nicht nur kennengelernt, sondern echt gelebt haben, waren unsere „Brüder und Schwestern“ hinter einer Mauer und kilometerlangen Grenzstreifen nur sehr eingeschränkt frei. Ein Blick in das aktuelle Magazin SCHWARZROTGOLD der Bundesregierung zeigt, was an Veränderungen und Verbesserungen in den letzten 30 Jahren seit der Wiedervereinigung erreicht oder nicht erreicht wurde (ein Auszug):
- 80% der Ost- wie Westdeutschen halten die Wiedervereinigung für einen Glücksfall
- 9 von 10 Deutschen halten die Wiedervereinigung für (teilweise) gelungen
- 61% der Ostdeutschen sagen, dass es ihnen materiell jetzt besser geht
- 40% im Westen sind mit unserer Demokratie zufrieden - im Osten nur 22%
Das alles sind statisches Fakten. Daneben gibt es aber noch das Bauchgefühl. Und das wird auch 30 Jahre „danach“ viel häufiger bedient, um pauschal und emotional zu bewerten. Im Osten: Wir sind nicht gleich viel wert. Im Westen: Wir haben „alles“ gegeben, ernten aber nur Undankbarkeit und Unzufriedenheit. Ein Kern Wahrheit steckt in beiden Aussagen. Gut und wichtig wäre, 30 Jahre danach über den Ost-West-Tellerrand zu blicken. Und dann wird deutlich, dass es im Westen auch abgehängte Regionen gibt und im Osten Städte und Landkreise, die mit Düsseldorf und München locker konkurrieren können. Wir haben noch viel zu tun, bis gleichwertige Lebensverhältnisse im Ruhrgebiet und im Erzgebirge wie im Frankfurter Raum oder rund um Potsdam bilanziert werden können.
Ein Zwischenruf aus Rhade zum runden 30-jährigen Wiedervereinigungsgeburtstag