Auschwitz 75 Jahre danach – Ein deutsches Verbrechen an der Menschlichkeit

Gesellschaft

Ich gedenke – Ich trauere – Ich vergesse nicht - Ich schäme mich

 

Ich könnte „die Gnade der späten Geburt“ geltend machen, so hat das der frühere Bundeskanzler Kohl 1983/84 missverständlich ausgedrückt, um die deutsche Schuld am millionenfachen Mord an den Juden, den vor 1930 Geborenen zuzuweisen. Natürlich weiß ich, dass es keine deutsche Kollektivschuld gibt. Aber eine Kollektivscham stände uns Spätgeborenen gut zu Gesicht. Nur dann kann nämlich offen das Grauen wahrgenommen und ein offensives Engagement gegen das Vergessen begonnen werden. Heute, vor 75 Jahren wurde das KZ Auschwitz von sowjetischen Soldaten befreit. Ein Gedenktag? Ja, einer mit besonderem Auftrag. NIE WIEDER! So hat es sich bei mir eingebrannt, als ich die NS-Zeit „verstanden“ und die unglaublichen Auschwitz-Bilder gesehen habe. Dass Dorsten ein brauner Mosaikstein im Ganzen war, wissen wir spätestens seit 1980. In mehreren Büchern, mit dem Titel „Dorsten unterm Hakenkreuz“, hat eine Dorstener „Forschungsgruppe von unten“ das dokumentiert, was auch hier war und bislang verschwiegen wurde. Und heute, 75 Jahre nach Kriegsende und Auschwitz denke ich an die Opfer, trauere mit den Hinterbliebenen und schäme mich für das, was Deutsche und Deutschland  uns dauerhaft als geschichtliche Last auf die Schultern gelegt haben. Blicken wir den Wenigen, die Auschwitz überlebt haben, direkt in die Augen. 75 von ihnen hat der Fotograf Martin Schoeller beeindruckend so portraitiert*, dass wir in den Gesichtern lesen und nicht vergessen können.

Dirk Hartwich

 

*) SURVIVORS – Faces of Life after the Holocaust. Zeche Zollverein Essen bis zum 26. April

 
 

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