Pragmatismus statt ideologischem Drahtseilakt
Berlin, Hauptstadt Deutschlands und eines der 16 Bundesländer, gilt als (fast) unregierbar. Die attraktive Stadt zieht Scharen von Besuchern aus aller Welt an - wird aber mit den Alltagsproblemen einfach nicht fertig. Die bisherige Regierende Bürgermeisterin (Ministerpräsidentin) Franziska Giffey hat zwar die letzte Wahl hauchdünn vor den Grünen gewonnen und hätte in der bisherigen rot-rot-grünen Koalition weitermachen können wie bisher, hat sie aber nicht. Die aufgestauten Differenzen mit der Chefin der Grünen gelten als unüberbrückbar. Aber auch die Berliner SPD gilt parteiintern nicht gerade als reformfreudig. Giffey, auch Landesvorsitzende, hat daher zu einer erstaunlichen Gratwanderung angesetzt. Sie verzichtet auf ihr Amt und will als Juniorpartner der CDU die Sozialdemokraten aus der Lethargie herausholen, um dann bei der nächsten Wahl, so ihre Vorstellung, wieder als Sieger das Rote Rathaus zu übernehmen. Die Berliner SPD-Mitglieder haben, viele mit der Faust in der Tasche, mit knapper Mehrheit diesen Drahtseilakt bestätigt. Berlin war, wie NRW auch, viele Jahrzehnte Hochburg der SPD. Schnee von gestern. Der Niedergang hier ist aber für die Bundespartei deutlich schmerzhafter als in der Hauptstadt. Neben der inhaltlichen Unschärfe kommt noch das personelle Vakuum in Düsseldorf dazu. Ohne charismatischen Trainer wird sich die Sozi-Mannschaft nicht aus dem unteren Tabellendrittel herauskämpfen. Gespannt und erwartungsvoll lassen wir unseren SPD-Basisblick nun von Berlin nach Düsseldorf schweifen.
Wochenendgedanken aus Rhade