Die Suche nach dem Notausgang

Allgemein

Wochenend-Gedanken aus Rhade

Die aktuelle Lage ist klar. Ein Aggressor missbraucht seine Macht, um gegen den erklärten Willen seines Kontrahenten, gewalttätig neue Fakten zu schaffen. Damit setzt er sich ins Unrecht, und darf, weil es sich um militärische Gewalt handelt, Kriegsverbrecher genannt werden. Die Rede ist von Wladimir Putin. Der Rest der Welt, die wenigen Ausnahmen können wir vernachlässigen, verurteilt diesen Mann, der sich Präsident von Russland nennt. Seine Unberechenbarkeit zwingt uns alle, nach dem Notausgang zu suchen, der wieder in die Normalität führen könnte. Einer, dessen Gedanken wert sind aufgegriffen zu werden, ist Alexander Kluge. Der Autor vieler Bücher und Filme führt uns ins Jahr 1648, um an den Westfälischen Frieden in Münster zu erinnern. 5 Jahre dauerten die Verhandlungen, bis sie die Friedenslösung gefunden hatten. Dazu blätterten sie 24 Jahre zurück und lokalisierten den Punkt, der für beide Seiten eine Verständigung ermöglichte. Genau diesen Punkt müssen heute die Konfliktparteien suchen. Und alle Länder müssen dabei helfen, ihn zu finden. „Sieger ist nicht, wer die Schlachten gewinnt“, so der einleuchtende Appell von Alexander Kluge. Ein Grund mehr, den genannten Anfangspunkt der Konfrontation gemeinsam zu lokalisieren, der in diesen Wochenend-Gedanken, Notausgang genannt wird. Kluge bezeichnet ihn auch als Möglichkeitsraum. Der Autor nennt Krieg als nicht beherrschbar und widerspricht vehement, dass die Beteiligten eine Übersicht über das Ergebnis ihrer Konfrontation haben. Er verweist auf den Kriegstheoretiker von Clausewitz, der diese fehlende Übersicht als „Nebel des Krieges“ beschrieben hat. Hoffen wir, dass die Worte von Alexander Kluge gehört werden.

Rhader Wochenend-Gedanken von Dirk Hartwich auf der Grundlage des ZEIT-Interviews mit dem 90jährigen Alexander Kluge „Sieger ist nicht, wer die Schlachten gewinnt“ am 02. März 2022

 
 

WebsoziCMS 3.9.9 - 004493254 -