Dorsten und seine neue Stadtkrone - Teil 1

Gesellschaft

Maria Lindenhof hat eine interessante Geschichte zu erzählen

Mitten in Dorsten, zwischen Kanal und Lippe, erstreckt sich ein Areal, das lange im Dornröschenschlaf lag und jetzt wach geküsst wurde – Maria Lindenhof. Ein äußerst geschichtsträchtiger Fleck mitten in Dorsten. „Dorsten - einst und jetzt“ lautet ein sehr lesenswertes Informationsblatt des „Vereins für Orts- und Heimatkunde Dorsten e. V.“, das wir in mehreren Teilen veröffentlichen. Die Genehmigung für den Text und die Fotos liegen vor. Die Rhader SPD sagt DANKE!

Freizeit- und Kulturzentrum Maria Lindenhof Seinen Namen verdankt der heutige Bereich Maria Lindenhof den Barmherzigen Brüdern von Montabaur. Der Krankenpflegeorden aus dem Westerwald erwarb 1886 das mit vielen Linden besetzte Gelände um die hier gelegene Villa des Hervester Kaufmanns August Reischel mit dem Ziel, darin eine Heil- und Pflegeanstalt für psychisch und geistig erkrankte Männer katholischer Konfession einzurichten. Sie stellten ihre neue Einrichtung unter den besonderen Schutz der Gottesmutter Maria und nannten sie fortan Marias Hof bei den Linden oder kürzer Maria Lindenhof. Der Name kam schnell in Umlauf und hat sich bis heute erhalten. 

Heil- und Pflegeanstalt der Barmherzigen Brüder von Montabaur 

Die Heil- und Pflegeanstalt …

wurde in den nächsten Jahren Zug um Zug ausgebaut. Um 1930 wurden hier etwa 500 pflegebedürftige Männer betreut, die – unter Berücksichtigung ihres Alters und der Art ihrer Erkrankung - in fünf großen Abteilungen untergebracht waren. Je nach der Art ihrer Erkrankung wurden die Hausbewohner in verschiedenen Werkstätten ausgebildet oder auch in der Landwirtschaft beschäftigt. Andere wurden zur Mitarbeit in der Küche oder zur Pflege der Beete und Gärten eingesetzt. Viele erlernten einen Beruf, einige schlossen ihn mit der Gesellen- bzw. Meisterprüfung ab.

Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht übernahmen, brachen für die Heil- und Pflegeanstalt schwere Zeiten an. Durch ständig wiederkehrende Drangsalierungen und Einschüchterungsversuche sollte der Brüderorden zur Aufgabe seiner Arbeit gezwungen werden. Im Juni 1935 wurden schließlich einige Ordensangehörige unter dem Vorwurf sexueller Verfehlungen von der Gestapo verhaftet.

Nach einem Schauprozess 1935, der in der gleichgeschalteten Presse propagandistisch ausgeschlachtet wurde, musste der Brüderorden aus Montabaur Maria Lindenhof aufgeben. Für die meisten der bis dahin noch hier verbliebenen Patienten, von den Nationalsozialisten als „Volksschädlinge“ und „unwertes Leben“ gebrandmarkt, führte der Weg von hier aus wahrscheinlich in den sicheren Tod. Sie wurden in andere Anstalten verlegt. Wie viele dort überlebt haben, müsste noch recherchiert werden. Nach 50-jähriger Tätigkeit verließen 1937 die letzten Ordensleute ihren Wirkungsbereich und kehrten in ihr Mutterhaus nach Montabaur zurück.

Teil 2 in Kürze: Landesaufnahmeheim und Reservelazarett - Die Gründung von "Groß-Dorsten"

 

 
 

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