Wieder ist ein Jahr vorbei,
vielen ist das einerlei,
doch ich hör' auch manche sagen:
„Lass uns einen Rückblick wagen.“
Der Grundakkord für dieses Jahr
erklang uns aus Amerika,
von dort, wo Trumpsche Prügelhorden
wollten Demokraten morden.
Mit wüstem Sturm aufs Capitol -
die Schnauze laut, die Birne hohl -
so stimmten sie auf Stumpfsinn ein,
es sollte nicht der letzte sein.
In Deutschland, kaum wagt man's zu sagen,
sind gleiche Lagen zu beklagen.
Hetze, Häme, Schund und Schmutz:
aktiv wird der Verfassungsschutz.
Der kennt sich aus in unserm Land,
besonders auch am rechten Rand:
Weidels, Höckes rechter Lohn,
auch Chrupalla zittert schon!
Doch bringt dies wirklich echten Segen,
wenn man ständig trifft Kollegen
in der nazibraunen Scheiße
dort an Oder und an Neiße.
Der Karneval fiel dies Jahr aus,
die Jecken schunkeln nur zu Haus.
Traurig nüchtern singen sie:
„Et is ne Driss de Pandemie!“
Im März sind uns're Schulen dicht,
den Kiddies fehlt der Unterricht,
wegen Rieseninzidenzen
muss man nicht die Schule schwänzen!
Bildung wird vom Amt verwehrt,
die Penne wird ganz zugesperrt,
die deutsche Bildungsrepublik
setzt auf den digitalen Klick.
Jeder, der nicht up to date ist,
im Internet oft allzu late ist,
scheitert so – die arme Sau -
durch diesen HyperbildungsGAU.
Unfall soll das Stichwort sein:
Im März schafft es ein Kahn allein
bei Suez den Kanal zu schließen
und unsre Wirtschaft zu verdrießen.
Container fehlen überall,
geliefert wird von Fall zu Fall,
zerrissen sind die Lieferketten,
die Produktion ist kaum zu retten,
nun ja, die Börse trotzdem zog
hinauf zu einem Allzeithoch,
weil Frankfurt und die Wallstreet meint,
dass häufig wird zu viel gegreint.
Denn ist die Nachricht wirklich schlecht,
kauft der Broker meist erst recht.
Doch dieses gilt nicht – sonnenklar -
für bad news aus dem Tal der Ahr.
Viele Tränen sind geflossen,
als die Wassermassen schossen
durch das enge, schöne Tal.
Die traurig-hohe Todeszahl
führt dann zu tollen Bürgertaten.
Statt auf unsren Staat zu warten,
schickt man Geld und hilft vor Ort,
auch als das Wasser längst schon fort.
Selbst an des Jahres Ende spät
gibt’s weiter Solidarität.
Der WDR beständig sendet
das Lieblingslied für den, der spendet.
Doch nun zurück, do you remember,
die Wahlen jüngst noch im September?
Schwerin, Berlin in Stadt, fürs Land,
das Ende ist uns wohlbekannt.
Die totgesagte SPD
erhebt sich hin zu Kanzlerhöh',
auch weil ein blödes Laschet-Grinsen
im Ahrtal tat sich nicht verzinsen.
Der CDU, der merkellosen,
flattern deshalb Hemd und Hosen.
Wer künftig deren Vorsitz hat,
steht noch auf einem leeren Blatt.
„Lass – et – Laschet“ ist zwar weg,
doch hat's mit Helge B. mehr Zweck
und ist es nicht ein schlechter Scherz,
dass wieder kandidiert der Merz?
Derweil recht flott und schweigsam tagt
die Ampel, aber mancher fragt,
ob's Personalproporzgeschacher -
„Wie schubs' ich weg den Widersacher?“ -
die Besten zum Regieren führt.
Wenn Annalena ungerührt
sich ernsthaft für geeignet hält
zu reisen durch die weite Welt,
nicht nur, um Neues zu entdecken
oder zu Erholungszwecken,
nein, um Deutschland stolz zu dienen -
ich sehe schon Herrn Lawrow grienen.
Die Regierungsübergabe
ist ja immer eine Plage,
weil dann stets die Führung fehlt
und jedermann die Tage zählt,
bis Klarheit wieder ist geschaffen,
die Alten ihre Brocken raffen,
und wieder klar wird dann regiert.
Was diesmal zur Verzweiflung führt,
ist, dass grad an dieser Stelle
wogt die schlimme vierte Welle
der Pandemie mit Omicron.
Ob Biontec oder John-
son helfen uns in dieser Lage,
bleibt derweil die off'ne Frage.
Doch nicht kritteln, zaudern, schimpfen,
statt zu motzen, hilft nur impfen
und Kontakte reduzieren.
Dieses sollte dazu führen,
dass man sagt in Jahresfrist,
dass Zweiundzwanzig besser ist,
als Einundzwanzig ist gewesen,
dass viele Kranke sind genesen,
dass Covid uns von Mutationen
fürderhin wird mehr verschonen,
dass Ignoranten jeder Richtung
fühlen dann vielleicht Verpflichtung
für alle und nicht nur für sich,
endlich weg vom Ich, Ich, Ich!