Geschichte: Die SPD-Spitze wurde jahrelang ausspioniert - von Adenauer und dem BND

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Historiker haben das Bundesnachrichten-Archiv ausgewertet - Zuträger waren auch SPD-Mitglieder

Konrad Adenauer (CDU) wurde 1949 mit nur einer Stimme Mehrheit zum ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Bis 1963 gewann er 3 weitere Bundestagswahlen. Das bis heute von der CDU gezeichnete Bild eines aufrechten Demokraten hat aber tiefe Risse bekommen. Konrad Adenauer war nämlich nicht zimperlich, seine Macht gegenüber der SPD zu verteidigen. Mit unlauteren Methoden. Dazu verhalfen ihm sein Staatssekretär Hans Globke und Reinhard Gehlen, der den Bundesnachrichtendienst BND aufgebaut hat. Adenauer hat es immer verstanden, die SPD mit der Behauptung zu diskreditieren, sie sei den Kommunisten sehr nahe, um so Stimmen und Wahlen zu gewinnen. Erfolgreich, wie wir wissen. Dass er sich aber dazu ungesetzlicher und undemokratischer Mittel bediente, ist erst jetzt durch wissenschaftliche Auswertungen des BND-Archivs belegt worden. Für Aufsehen sorgte die Erkenntnis, dass 2 SPD-Mitglieder mit ungehindertem Zugang zum SPD-Vorstand, ohne Zeitverzug, alle internen und vertraulichen Besprechungsergebnisse an Gehlen und Globke weiterleiteten. Der Letztgenannte entschied dann, was Adenauer vorgelegt wurde. Dessen Unterstreichungen und Kommentare zeigen, dass der Alte, wie er im Volksmund genannt wurde, das ungesetzliche Spitzelwesen zu keinem Zeitpunkt unterband, sondern für seinen Machtanspruch ohne Skrupel, und unter Missachtung der geltenden Verfassung, nutzte. Das Rad der Geschichte kann nicht zurückgedreht werden. Es zeigt aber, dass Demokratie ein zartes Pflänzchen ist. Tägliche Pflege inbegriffen.

Eigener Beitrag auf Grundlage der Dokumentation in der Süddeutschen Zeitung „Wie Adenauer die SPD ausspionieren ließ“ vom 9./10.April 2022 und des ZEIT-Berichts „Adenauer war jedes Mittel recht“ vom 13.04.2022    

 
 

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