Der Tisa-Brunnen und die Dorstener Lobbyisten

Kommunalpolitik

Ohne Bürger-Proteste wäre ein unverwechselbares Denkmal ins Abseits geraten

Schwester Paula war eine Persönlichkeit über Dorsten hinaus. Ihre künstlerischen Arbeiten, unter dem Kurzzeichen Tisa ein Begriff, zieren viele Orte in der Lippestadt und darüberhinaus. Herausragend war der Brunnen auf dem Marktplatz. Ein Geschenk der Kreissparkasse an die Stadt. Schwester Paula musste von Ludwig Poullain, dem damaligen Vorstandsvorsitzenden der WestLB, regelrecht überredet werden, als Gestalterin zu fungieren. Erst als sie die Zusicherung erhielt, den Brunnen ausschließlich nach ihren Vorstellungen entwerfen zu können, sagte sie zu. Viele Relieftafeln zieren den tief liegenden Brunnen, die den Betrachtern nicht nur die Geschichte der Stadt erzählen. Jahrzehntelang ein Anziehungspunkt auch für Kinder, die von leicht sprudelnden Wasserfontänen angezogen wurden. Die Neupflasterung des Marktplatzes nutzten im letzten Jahr die Lobbyisten der Dorstener Geschäftswelt, um den Brunnen vom Marktplatz zu verdrängen. Mehr Platz für Gastronomie und lukrative Events, so ihre geschichtslose Argumentation. Erstaunlich, dass sie im Rathaus erhört wurden. Plötzlich war der Brunnen so marode, dass er von „Experten“ sogar als künstlerisch wertlos bezeichnet wurde. Ein Bürgersturm der Entrüstung folgte. Der Bürgermeister versuchte „Gesichtswahrung“ nach allen Seiten und zog plötzlich einen Kompromiss aus dem Hut. Eine Kopie des Brunnens wird erstellt, die Innenstadt bleibt Standort. Zwar nicht auf dem Marktplatz, sondern nun zwischen der alten Stadtwaage und der katholischen Kirche. Sicherlich wird die neue „Enthüllung“ des Brunnens genutzt werden, um den seltsamen Kompromiss zu feiern. Besonders von denen, die ihn vom richtigen Standort erfolgreich verdrängt haben. Besser wäre, sich still über ihre kommunale Geschichtslosigkeit zu schämen.

Eine kritische Anmerkung aus Rhade

 
 

WebsoziCMS 3.9.9 - 004493441 -