Heute: Pflegekrise und kein Ende in Sicht - von Dr. Hans Udo Schneider
Der heutige Beitrag wird in zwei Teilen veröffentlicht. Leser, die dazu einen schriftlichen Kommentar, zustimmend oder abweichend, formulieren wollen, senden ihn bitte zur möglichen Veröffentlichung an gleicher Stelle an folgende E-mail-Adresse: dirk.hartwich@t-online.de
Teil 1: „In diesen Tagen ist der große Philosoph Jürgen Habermas 95 Jahre alt geworden. Bereits in den 70er Jahren analysierte er die „Legitimationsprobleme“ des „Spätkapitalismus“. Liegt darin, so stellt sich heute noch schärfer die Frage, die Ursache für den Vertrauensverlust unserer Demokratie? Ein Gedanke, der im öffentlichen Diskurs kaum eine Rolle spielt. Ganz abgesehen von den Kriegen im Nahen Osten und der Ukraine, sind zentrale Themen des gesellschaftlichen Zusammenlebens ungelöst. Dazu zählen die Flüchtlings-, Verkehrs-, Wohnungs-, Bildungs-, Klima- und nicht zuletzt die Pflegeproblematik. Krisen offenbaren immer die wesentlichen Fragen. In den aufgezeigten Problemfeldern geht es im Kern um die Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums. Ein beachtlicher Teil der Bevölkerung hat von der wirtschaftlichen Entwicklung jedoch nicht profitiert. Die Globalisierung erleben die Menschen als Bedrohung, Benachteiligung und Ausgrenzung. Hier nun der Blick auf die Krise in der Pflege.
Das Statistisches Bundesamt hat jüngst die neuesten Zahlen veröffentlicht. Der Eigenanteil für die stationäre Pflege liegt in NRW im ersten Jahr bei durchschnittlich 3444 €. Wer kann das noch selbst zahlen? Eine grundlegende Reform ist längst überfällig. Die Problemzonen sind klar und werden seit Jahren gebetsmühlenartig vorgetragen. Schauen wir zunächst auf die stationäre Pflege:
- Die Zahl der Pflegebedürftigen liegt derzeit bei 5 Millionen Menschen.
- Diese Zahl wird kontinuierlich steigen, bis auf 7 Millionen im Jahr 2055.
- Es fehlen Heimplätze und Fachkräfte in der Altenpflege.
- Der Markt ist leergefegt und der Bedarf wird auch durch die Anwerbung von Kräften aus dem Ausland nicht gedeckt werden können.
- Die Arbeitsbedingungen in der Pflege – sind trotz besserer Bezahlung – schwierig. Viele Pflegekräfte flüchten in die Teilzeit oder die Anstellung über Zeitarbeitsfirmen. Das bedeutet noch mehr Arbeit für die Verbleibenden.
- Auf der Seite der Pflegebedürftigen wächst die Unzufriedenheit ebenso.
- Oftmals ist selbst die Mindestversorgung nicht immer gewährleistet.
Wird morgen mit Teil 2 fortgesetzt