Jugendämter senden Alarmsignal - überfordert, unterbesetzt, allein gelassen

Familie und Jugend

Umfrage macht nachdenklich - Ist Dorsten außen vor?

Eine repräsentative bundesweite Umfrage der Hochschule Koblenz unter den Jugendämtern in Deutschland hat ein niederschmetterndes Ergebnis erbracht. 2017 mussten 14 000 Mitarbeiter 1 080 000 Fälle bearbeiten. Tendenz: Ständig steigend. Darunter 84 000 sogenannte Inobhutnahmen - ein trauriger Rekord. Das sind Jugendliche, die vergewaltigt wurden, die vernachlässigt wurden, die misshandelt wurden - die Liste der Grausamkeiten ist lang und länger. Kurz: Kinder und Jugendliche, die vor versagenden Eltern staatlich geschützt werden müssen. Ein Drittel aller Jugendämter kann diese Aufgabe nicht oder nur eingeschränkt erfüllen. Ein Alarmsignal, das überall gehört werden sollte. Es fehlen Fachkräfte, es fehlt Zeit für Qualifizierung, es fehlt an Wertschätzung der Mitarbeiter, es fehlen Finanzmittel. Obwohl sich der Etat für die Jugendämter in den letzten 10 Jahren verdoppelt hat, auf 12,2 Milliarden(!) Euro, sind die Lücken im System unübersehbar. Die Forderung an den Bund und die Länder lautet: Endlich die Mittel bereit zu stellen, die notwendig sind. So das Fazit der Untersuchung. Fast vergessen ist, dass das Jugendamt Dorsten vor nicht langer Zeit negative Schlagzeilen mit dem Fall „Paul“ lieferte. Auch hier wurde eklatantes Versagen überforderter Mitarbeiter aufgezeigt. Die Folge: Das Jugendamt wurde umstrukturiert und neu aufgestellt. Die Untersuchung der Hochschule Koblenz wäre für die Verwaltung und den Stadtrat eine gute Gelegenheit Bilanz zu ziehen, was sich geändert hat und was noch zu tun ist. „Für jedes Kind, das zu spät - oder zu früh - aus Familien geholt wird, ist es eine persönliche Katastrophe“, so endet ein Bericht in der Süddeutschen Zeitung zum bedrückenden Thema.

Eigener Beitrag auf Grundlage des Artikels „Hilflos in die Katastrophe“, SZ 16. Mai 2018

 
 

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