„Paul“ und der dunkle Fleck der Dorstener Verwaltung

Kommunalpolitik

TV-Bericht gegen das Vergessen

 

Dienstag, 30. April 2019, WDR 3, 19.45 Uhr. Es geht im kurzen Fernsehbericht wieder um Kinder, die zur umstrittenen „Erziehung“, fern von der Familie und Freunden, mit Hilfe von Jugendämtern ins Ausland gebracht wurden. So wie „Paul“ aus Dorsten, inzwischen ein 15-jähriger Gymnasiast. Sympathisch und offen. Seine unglaubliche Geschichte hat die Dorstener Bevölkerung stark bewegt und die Parteien, besonders die Stadtverwaltung Dorsten, in große Erklärungsnöte gestürzt. Aus dem Pseudonym „Paul“ ist wieder Janic geworden. Im Interview zeigt er nochmals, übrigens völlig souverän und locker auf, dass er in den 9 Monaten (!) in Ungarn kaum Schulunterricht erfahren hat, noch mit anderen Kindern in Kontakt kam. Sicher ist, dass es ohne die Hartnäckigkeit des Ehepaares Hoppe nie gelungen wäre, „Paul“ eine gelungene Rückkehr ins normale Leben zu ermöglichen. Leider hat die Verwaltung zu keinem Zeitpunkt dabei mitgeholfen. Im Gegenteil. Bis heute ist nicht bekannt, dass aus dem Rathaus der Satz zu hören war: Ja, wir haben da etwas falsch eingeschätzt, ja wir haben zu sehr dem Anbieter der Auslandsmaßnahme vertraut, ja wir werden dem Jungen in geeigneter Form entgegen kommen. Aber auch einzelne Parteienvertreter im Stadtrat haben sich in der Bewertung des Falles, obwohl inzwischen alle Aspekte halböffentlich auf dem Tisch lagen, im Ton gegenüber den Überbringern der schlechten Nachrichten total vergriffen.

Ein 2. Fall im TV-Bericht galt einem Jugendlichen, der in die Türkei verbracht wurde. Ein anderes Jugendheim trug hier die Verantwortung. Indiz dafür, dass nicht wenige Jugendämter in unserer Region aus Überforderung ihre Probleme privaten Unternehmen übertragen haben und dafür tief in die Tasche greifen mussten. So wie bei Paul, ist auch beim 2. Beispiel eigentlich alles aus dem Rufer gelaufen. Diese Bewertung teilte im Interview auch Prof. Holger Wendelin von der ev. Hochschule Rheinland – Westfalen Lippe. Damit meinte er in erster Linie, dass die Kinder von keinem Fachpersonal im Ausland betreut wurden.

Gut ist, dass wir wieder an „Paul“ und seine unglaubliche 9-monatige Leidenszeit in einer ungarischen Bruchbude erinnert wurden. Nur so können wir Wiederholungen vermeiden. Unten stehend können Sie nochmals auszugsweise lesen, was wir am  23.12.2016 dazu geschrieben haben.

Dirk Hartwich

Der Fall „Paul“ – Eine wahre Geschichte

Kein Kind zurücklassen

Es war einmal ein Kind. 11 Jahre alt. Im Alter von 4 Jahren verstarb sein Vater; die Mutter war psychisch erkrankt. Die Entwicklung des Jungen, wir wollen ihn Paul nennen, war dadurch nicht so glatt, wie wir uns das allgemein vorstellen. 2008 - nach dem Tod des Vaters - musste das Jugendamt Dorsten „den Fall“ übernehmen. Auf Grundlage diverser, sich widersprechender  Dokumente, wurde 2014 nach Aktenlage entschieden, etwas besonders Gutes für „Paul“ zu tun. Eine Firma hatte die Geschäftsidee, den 11-Jährigen allein nach Ungarn zu schicken, um ihn dort „auf Linie“ bringen zu lassen. Das Honorar für diese Leistung war gewaltig, wurde aber von der Stadt Dorsten gerne bezahlt. Das Problem war jetzt weit weg. Ein Verwandter von Paul fragte kritisch nach und machte sich so im Rathaus äußerst unbeliebt. Er schaffte es aber, hartnäckig und furchtlos, Paul aus den teuren Verträgen, die zwischen Dorsten und der in die Kritik geratenen „Erziehungsfirma“ geschlossen wurden, zu „befreien“. Er beantragte gemeinsam mit seiner Ehefrau die Vormundschaft, und Paul wurde als Pflegekind in die Familie aufgenommen. Ende gut alles gut. Diese wahre Geschichte hat aber noch viele Unterkapitel, die heute nicht erzählt werden sollen. Wer will, kann auf dieser Internetseite den Suchbegriff Paul eingeben. 

 
 

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