Rhader Wochenendgedanken zum 8. Mai

Gesellschaft


Plakat der Dorstener Friedensbewegung, die 1987 mit einer Veranstaltung an das Kriegsende erinnerte.

Warum lernen wir einfach nicht aus menschengemachten Katastrophen?

Am 8. Mai 1945 war Deutschland am Ende. Ein schrecklicher, verbrecherischer Krieg, als 2. Weltkrieg in den Geschichtsbüchern stehend, endete durch die bedingungslose Kapitulation. Einer, der sich Führer nannte, und wahnhaft glaubte, die Welt nach seiner Ideologie „tanzen“ zu lassen, hat Millionen Menschenleben auf dem Gewissen. Deutschland wurde als Land der Dichter und Denker angesehen, ließ sich dennoch verführen und mitschuldig werden. Im allgemeinen Sprachgebrauch wurden nach 1945 dennoch überwiegend Wertungen wie Niederlage und Zusammenbruch in Publikationen und Diskussionen genutzt. So setzte sich bei nicht wenigen Bürgern der Eindruck fest, es habe sich „nur“ um einen Unfall oder eine falsche politische Strategie gehandelt. Erst 40 Jahre später, am 8. Mai 1985, räumte der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker mit unserer verkorksten Erinnerungskultur auf. In seiner historischen Rede wendete er den Begriff Niederlage in „Befreiung vom menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“. Endlich strömte Frischluft durch unsere Gesellschaft. Endlich wurde mit dem Selbstbetrug, selbst nicht verantwortlich gewesen zu sein, aufgeräumt. NIE WIEDER KRIEG! Die Künstlerin Käthe Kollwitz drückte das mit ihrem Bild und der gehobenen Schwurhand eindrucksvoll aus. Heute, nur 77 Jahre nach Kriegsende, versucht wieder ein Führer, diesmal in Russland, mit Gewalt Geschichte schreiben zu wollen. Wieder folgt ihm „blind“ eine ganze Nation. Wieder sterben sinnlos Menschen. Wieder ist die Gefahr nicht ausgeräumt, dass sich aus dem Krieg vor unserer Haustür ein Flächenbrand entwickelt. Wieder stellen wir fassungslos fest, dass wir aus den menschengemachten Katastrophen einfach nichts lernen. Ein 10jähriger Junge, Pascal Kravetz, stellt 1981 in einem gemeinsamen Lied (Auszug) mit dem Rockmusiker Udo Lindenberg die richtige Frage:

Keiner will sterben

Das ist doch klar

Wozu sind denn dann Kriege da?

Herr Präsident

Du bist doch einer von diesen Herren

Du mußt das doch wissen

Kannst du mir das 'mal erklären?

Keine Mutter will ihre Kinder verlieren

Und keine Frau ihren Mann

Also

Warum müssen Soldaten losmarschieren?

Um Menschen zu ermorden mach mir das mal klar

Wozu sind Kriege da?

Herr Präsident

 
 

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