Schwester Paula - Tisa von der Schulenburg und ihr Dorstener Vermächtnis

Gesellschaft

Ein Offener Brief aus Rhade gegen das Vergessen - mit konkreten Vorschlägen

Die engagiert geführte Diskussion über den von der Kreissparkasse Recklinghausen der Stadt geschenkten Marktplatzbrunnen, den die Dorstener Ordensfrau und Künstlerin Schwester Paula geschaffen hat, reißt nicht ab. Nun ist ein Offener Brief aus Rhade in Richtung Rathaus, Stadtrat und Tisa-Stiftung unterwegs. Absender ist Dirk Hartwich, der zu Lebzeiten der Künstlerin häufig in direktem Austausch mit ihr stand. Sie hat besonders auch die Forschungsgruppe Dorsten unterm Hakenkreuz mit mehreren Reliefs unterstützt. Das Foto zeigt beispielhaft die Erinnerungstafel auf dem Lembecker jüdischen Friedhof am Kaiserweg. Hartwichs Ansatz ist, viel mehr als bisher das Leben und Wirken Schwester Paulas in den lokalen und überörtlichen Mittelpunkt zu rücken. „Dorsten kann sich glücklich schätzen, über so ein künstlerisches Alleinstellungsmerkmal zu verfügen“, so der Tenor des Offenen Briefes. Im Wortlaut:

An

den Verwaltungsvorstand der Stadtverwaltung Dorsten

den Kunstbeirat über das BM-Büro

den Vorstand der Tisa von der Schulenburg-Stiftung Dorsten

die Stadtratsfraktionen Dorsten

die Dorstener Zeitung

und andere 

per E-Mail

 

Ein Offener Brief

Schwester Paula - Spurensuche in Dorsten und viele Fragen

Sehr geehrte Damen und Herren,

die engagierte Diskussion über den von unserer Ehrenbürgerin gestalteten und abgebauten Stadtbrunnen zeigt eindrucksvoll, dass darin auch eine Chance liegt, Schwester Paula und ihre Kunst „ab sofort“ viel mehr als bisher in den Focus unserer Stadt zu rücken.

Ungewollt wird hier ein Effekt sichtbar, den das Künstlerehepaar Christo und Jean Claude systematisch einsetzten, um durch die Verhüllung eines Objekts die Neugier zu wecken und das Aha-Erlebnis nach der Enthüllung wirken lassen.

Der Vergleich zu Dorsten ist sicherlich gewagt, aber vielleicht trotzdem eine Anregung, im Kleinen etwas zu kopieren was im Großen erfolgreich ist und nachhaltig in Erinnerung bleibt.

Der Brunnen, von dem ich hoffe, dass er als Kopie am alten Marktstandort wieder errichtet wird, so wie es zwischen der damaligen Kreissparkasse, der Stadt und Schwester Paula vereinbart wurde, soll aber nur der Anlass meines Offenen Briefes sein. 

Ohne den wirklichen Kennern der Dorstener Schwester Paula-Geschichte zu nahe treten zu wollen, will ich versuchen, mit meinen sicherlich oberflächlichen Erkenntnissen für mehr Sensibilität in Bezug auf das Leben und Wirken unserer Ehrenbürgerin zu werben.

Durch einen Zufall ist Tisa von der Schulenburg in unsere Stadt gekommen - und geblieben.

Ein Glücksfall für Dorsten.

Wer mit offenen Augen durch unsere Stadt geht, wird ihre Spuren, die sie hinterlassen hat, finden. Viele bewundern ihre Skulpturen und Reliefs, ohne zu wissen, wer sie gestaltet hat und was sie im Kern aussagen sollen. (Das gilt und galt auch für dem Marktplatzbrunnen).

Obwohl ihre Kunst weitgehend selbsterklärend ist, würde eine kleine Hinweistafel helfen, auch denjenigen diesen Zugang zu ermöglichen, die erst durch dieses Hinweisschild neugierig geworden sind, genauer hinzusehen. Wer hat‘s gemacht? Was bedeutet es? 

Als Beispiel möchte ich die Skulptur auf dem Schulhof der Geschwister Scholl-Schule erwähnen. Eindrucksvoll und durch die 4 Bodenplatten sehr informativ. Ein Hinweis auf die Künstlerin Schwester Paula fehlt aber. Meine Anregung ist, die im öffentlichen Raum befindlichen Kunstwerke immer auch mit dem Hinweis des Künstlers und seiner Intention zu ergänzen.

Über die Bedeutung des Wirkens von Schwester Paula in unserer Stadt ist in den letzten Monaten sehr viel geschrieben worden. 

Greifen Sie doch bitte diese Hinweise viel offensiver als bisher auf, um Dorsten mit diesem Alleinstellungsmerkmal mehr in den kommunalen und überörtlichen Blickpunkt zu rücken.

Gestatten Sie mir zum Abschluss noch 2 Hinweise:

-          Der Standort des Gebäudes der Tisa-Stiftung, in dem auch die Werke Schwester Paulas präsentiert werden sollen, hinter einem hohen Zaun, unter dem Zechenturm, ohne sicheren Fußwegezugang, sollte kritisch überprüft werden.

-          Ludwig Poullain *) hat in einem Aufsatz unter dem Titel „TISA - IHR LEBEN IN DER BEGEGNUNG“ zu ihrem 80. Geburtstag (1983) ein bemerkenswertes Portrait über unsere Ehrenbürgerin und die Entstehung des Stadtbrunnens geschrieben. Es ist nachzulesen im Buch TISA SCHULENBURG, herausgegeben von Anneliese Schröder, die langjährige Direktorin der Städtischen Museen Recklinhausen und Leiterin der Ausstellungen der Ruhrfestspiele war. 

Meine Anregung ist, diese „Liebeserklärung“ über Schwester Paula heute vorurteilsfrei zur Kenntnis zu nehmen. Alle Entscheidungen, die Sie aktuell zu treffen haben, ergeben sich dann automatisch. So meine Einschätzung, Eine Kopie dieses Geburtstagsgrußes von 1983 füge ich bei.**)

Mit freundlichem Gruß

Dirk Hartwich

*) Ludwig Poullain war langjähriger Vorsitzender der WestLB und Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes

**) Wird bei Interesse zugesandt

 
 

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