Wie mit unseriösen Umfragen das öffentliche Denken manipuliert wird

Gesellschaft

Schnell, preisgünstig - aber wissenschaftlich unhaltbar

Kaum eine wichtige Nachrichtenmeldung, ohne ein begleitendes Umfrageergebnis. Und diese zeigen Wirkung, gelten aber in der empirischen Sozialforschung als „unseriös und Datenschrott“. Die Meldung, dass 30% der Männer Gewalt gegen Frauen ok finden, hat es auf fast alle Titelseiten der Medien geschafft. Ohne zu hinterfragen, wie die Umfrage zustande gekommen ist. Es sind fast immer Online-Abfragen, an denen sich jeder beteiligen kann. Wenn dann noch der Zusatz, „repräsentative Umfrage“ veröffentlicht wird, steigt der Glaube, dass das Ergebnis stimmt. Tatsächlich ist der Begriff „repräsentative Umfrage“ nicht geschützt. Einer, der als Experte für die Methodik Empirische Sozialforschung gilt, ist Prof. Rainer Schnell von der Uni Duisburg-Essen. In einem Interview mit der ZEIT kritisiert er den unkritischen Glauben an die Richtigkeit der Umfragen der Medien. Diese, einmal in der Welt, entfalten dann ein dynamisches Eigenleben. Während z. B. die Meldung, eine neue Wagenknecht-Partei würde aus dem Stand 20% Wählerzustimmung erhalten, landauf, landab für hohe Aufmerksamkeit sorgte, versank eine andere Umfrage der WELT zum gleichen Thema, die nur 2% Zustimmung signalisierte, im Nirwana der Nachrichten. Auch die vom ZDF regelmäßig veröffentlichten Beliebtheitswerte unserer Politiker haben eine so hohe Fehlerquote, dass die Aussagekraft „denkbar gering ist“, so das Fazit des interviewten Experten.

Eigener Beitrag auf Grundlage des ZEIT-Berichtes „Wie man sich eine Studie backt“ am 10.08.2023

 
 

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