Darf man das?

Gesellschaft


Dirk Hartwich erinnert die örtliche Presse an ihre Verantwortung. Darf man solche Hetzbriefe veröffentlichen?

Eine Antwort auf die oben genannte Leserbriefveröffentlichung am 6.10.2010
von Dirk Hartwich

Politik ist ein schmutziges Geschäft.
Für dieses vernichtende (Vor-)Urteil gibt es viele Belege.
Das Ergebnis: Immer weiter zurück gehende Wahlbeteiligung, immer mehr Distanz zu den Akteuren der Parteien und Parlamente.

Es ist aber ein Pauschalurteil und vernachlässigt trotz allem, die Notwendigkeit, sich auf allen Ebenen einzubringen. Egal ob innerhalb einer demokratischen Partei oder eines Vereins, oder einer Bürgerinitiative. Ohne die vielen ehrenamtlich arbeitenden Bürgerinnen und Bürger würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren und deutlich ärmer sein.
Natürlich müssen sich diese freiwillig engagierenden Personen, wenn sie öffentlich auftreten, auch öffentlich bewerten/kritisieren lassen.
Leserbriefe in der Tageszeitung bieten sich hierfür besonders an. Wenn sich aber in solchen Briefen, immer wieder die gleichen Personen an einem politisch Andersdenkenden mit herabsetzenden, beleidigen Zeilen abarbeiten, dann verkommt selbst Kommunalpolitik zum schmutzigen Geschäft.
Die Tageszeitungen haben hier eine besondere Verantwortung.
Leserbriefe ergänzen hervorragend die eigene Berichterstattung und regen zum Nachdenken innerhalb der Leserschaft an. Wenn aber Briefe, wie der des Herrn Lück vom 6. Oktober veröffentlicht werden, dann ist für mich die Grenze der Zumutbarkeit, der Zulässigkeit überschritten.
Auf der einen Seite produzieren die Redaktionen der Lokalzeitungen Sonderseiten, um das Ehrenamt zu fördern (Parteiarbeit gehört übrigens auch dazu!), andererseits verschrecken sie mit der Veröffentlichung von nicht akzeptablen, weil beleidigenden Leserbriefen viele, auf die die Gesellschaft nicht verzichten kann.
Die eigene Redaktionserkenntnis, dass der angesprochene Leserbrief grenzwertig sei, hilft nicht weiter. Er steht im Blatt.
Natürlich freuen sich einige jetzt diebisch, dass es mal wieder geklappt hat, aber auf Dauer wird auch die Tageszeitung dabei nicht gewinnen.

Dirk Hartwich
(Diese Stellungnahme liegt auch den Redaktionen der Dorstener Zeitungen zur Veröffentlichung vor).

 
 

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