Das freiwillige Soziale Jahr als Pflicht für alle? - Sonntagsgedanken aus Rhade

Allgemein

Bundespräsident Frank Walter Steinmeier hat wichtige Debatte in Gang gesetzt

Wer aus einem behüteten Elternhaus stammt, seine Schullaufbahn im Eiltempo durchlaufen und das verschulte Studium ebenfalls in Rekordzeit absolviert hat, um dann das Geldverdienen zum obersten Ziel zu erklären, kennt nicht das Leben. Es ist nämlich mehr als eine Blase, in der sich nur Gleichgesinnte tummeln. Platzt sie, und das kommt im richtigen Leben immer mal vor, folgt der Ernüchterung nicht selten die Depression. Unsere Gesellschaft kennt nicht nur die Erfolgreichen und Überflieger. Sie besteht aus Menschen wie Du und ich, sowie aus Kranken, Gestrauchelten und Andersdenkenden. Wenn alle nach ihrem Schulabschluss eine gewisse Zeit, das muss kein ganzes Jahr sein, aus ihrer Blase in die Wirklichkeit finden, hilft das, unsere Gesellschaft in ihrer bunten Gesamtheit zu verstehen. Und es macht jeden Menschen reicher. Den Helfer wie den Hilfsbedürftigen. Es ist aber nicht nur ein Aufruf an die junge Generation, die hier symbolisch FRÜHLING und SOMMER genannt wird. Da muss sich auch der HERBST angesprochen fühlen. Er besteht aus einer riesigen Gruppe von gesunden (Früh)Rentnern, die viel mehr kann als Reisen, relaxen und Gefallen an der Langeweile zu finden. Denn im Hintergrund wartet der WINTER. Das sind diejenigen, die das Ende ihrer Zeitreise schon erkennen und dringend Beistand bedürfen. Warum also den Begriff „Soziales Jahr“ nicht entsprechend erweitern? Der Stein, den der Bundespräsident ins Wasser geworfen hat, wird viele Kreise ziehen.

Die Bildsprache der Jahreszeiten wurde vom Kommentar von Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung, „Anti-Ego-Jahr“ (18./19. Juni 2022), übernommen.

 
 

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