Der Überbringer der schlechten Nachricht ist der Dumme – Der Sonntagskommentar aus Rhade

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Problem erkannt, Skandal benannt, Fehler öffentlich gemacht – Job verloren

Nicht zum ersten Mal ist derjenige, der ein Fehlverhalten der staatlichen Verwaltung aufzeigt, der erste Verlierer. In diesem Fall ist es eine Regierungsrätin aus Bayern, die sich als Chefin nach Bremen beworben hatte, um den Asyl-Anerkennungsskandal aufzuklären und in der Verwaltung aufzuräumen. Im Gepäck hatte sie beste Arbeits-Beurteilungen und anerkennende Bewertungen ihrer bisherigen Vorgesetzten. Nachdem sie das Ausmaß der „Schlampereien“ vor Ort erkannt hatte, schrieb sie einen 99-seitigen Bericht mit dem Titel „Unregelmäßigkeiten im Asylverfahren in der BANF-Außenstelle Bremen“. Empfänger waren u. a. die BANF-Zentrale, die Staatsanwaltschaft und Horst Seehofer. Josefa Schmid, so der Name der Spitzenbeamtin ist aber mit ihrer akribischen und hartnäckigen Art den Skandal auch Skandal zu benennen, bei ihrer vorgesetzten Behörde angeeckt. Zu viel Öffentlichkeit würde dem Ansehen der Behörde und ihrer Mitarbeiter nicht gut tun, so sinngemäß die unmissverständlichen Hinweise an Josefa Schmid. „Wer nicht hören will, muss fühlen“. So lässt sich kurz zusammenfassen, was Beamten droht, wenn sie öffentlich Zivilcourage zeigen. Aus dienstlichen Gründen wurde sie dann kurzerhand zur Außenstelle Deggendorf versetzt. Dagegen hat sie Klage eingereicht. Der Bremer Skandal wird jetzt, dank Josefa Schmid nicht im Hinterzimmer behandelt, sondern öffentlich. Ob Horst Seehofer, der frühzeitig informiert war, aus taktischen Gründen geschwiegen hat, wird sich noch herausstellen. Abschließend sei noch erwähnt, dass Josefa Schmid, ehemals CSU-Mitglied zur FDP gewechselt ist und als Kandidatin für den bayerischen Landtag nominiert wurde.

Eigener Bericht auf Grundlage des ZEIT-Artikels „Schnauze, Schmid“, 24.Mai 2018

 
 

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