Dorsten unterm Hakenkreuz - Das örtliche (Ver)Schweigen und Verdrängen dauerte 37 Jahre ( Teil 1)

Gesellschaft

Heute vor 40 Jahren wurde der Grauschleier der Stadtgeschichte beiseite geschoben

Heute vor 40 Jahren, am 26. Mai 1983, folgte die Dorstener Stadtgesellschaft einer Einladung der Geschichtsgruppe von unten, die sich „Bürgerinitiative Dorsten unterm Hakenkreuz“ nannte. Die Alte Stadtwaage auf dem Marktplatz der Lippestadt platzte aus allen Nähten. Neben dem Stadtdirektor, dem Bürgermeister, Parteienvertretern und vielen interessierten Bürgern, waren besondere Ehrengäste gekommen. Unter anderem Ernst Metzger aus den USA, der die Deportation aus Dorsten und mehrere Konzentrationslager überlebte. So wie Rolf Abrahamsohn, Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde Recklinghausen, der ebenfalls den Gräueltaten der Nazis entkam. Er bestätigte den erschütternden Überlebens-Bericht Ernst Metzgers, das Herzstück der ersten Dorstener Dokumentationsbroschüre, in allen Punkten. Sie alle warteten gespannt, was die Recherche über das Schicksal der städtischen jüdischen Gemeinde ergeben hat. 

Der Anfang

Dirk Hartwich, Ratsmitglied zwischen 1975 und 1984, stellte 1982 im Kulturausschuss in völliger  Unkenntnis die Frage, ob es eine jüdische Gemeinde Dorsten gegeben habe. Auf dem Weg zur Sitzung hatte er in den Nachrichten von Gedenkveranstaltungen in den Nachbarstädten erfahren. „Die Antwort der Verwaltung war seltsam unbestimmt“, so sein Eindruck. Wolf Stegemann, Lokalredakteur der Ruhr Nachrichten und Berichterstatter der Zeitung, verfolgte mit großem Interesse die Sitzung. Er war es, der bereits zum genannten Thema erste Mosaiksteine zusammengetragen hatte. Sein Angebot zur Mitarbeit, an den fragenden Ratsvertreter gerichtet, darf als Geburtsstunde der Dorstener „Heimathistoriker“ auf dem Gebiet der jüngeren jüdischen Geschichte  bezeichnet werden. Sie fragten bei Bürgerinnen und Bürgern, suchten in vielen Archiven, fanden engagierte Mitstreiter aus allen Gesellschaftsschichten und dokumentierten akribisch das Herausgefundene.Das so zusammengetragene Wissen versetzte alle in Erschütterung. 

Seit 1945 bis 1982, also 37 Jahre lang, wurde in unserer Stadt über die Verbrechen der Nazis gegenüber den Dorstener Juden „erfolgreich“ geschwiegen. Nicht verwunderlich, dass das plötzliche lokale Geschichtsinteresse über die Zeit zwischen 1933 und 1945 nicht alle in Begeisterung versetzte. „Das Misstrauen uns und unserer ehrenamtlichen Arbeit gegenüber, war zu Beginn mit den Händen zu greifen“, so Wolf Stegemann im Rückblick. 

Teil 1 einer gemeinsamen Presseerklärung von Wolf Stegemann und Dirk Hartwich. Teil 2 folgt morgen.

 

 
 

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