Falsch ist, heute Olaf Scholz, Angela Merkel, Frank Walter Steinmeier, an den Pranger der Naivität zu stellen

Bundespolitik

Wochenendgedanken aus Rhade (Teil 2)

Heute wissen alle, dass Putin ein verlogener und charakterloser Politikertyp ist, der das Völkerrecht mit Füßen tritt und vor schrecklichen Verbrechen nicht zurückschreckt. Mit dem Wissen von heute ist gut zu kritisieren. Alle, die das tun, und heute besonders Olaf Scholz und die SPD ins Visier nehmen, verdrängen die Geschichte. Um den Kalten Krieg zwischen den Blöcken zu beenden, versprachen der Westen und Osten sich ein gemeinsames Haus des Friedens und Wohlstands zu bauen. Wandel durch Handel und vertrauensbildende Maßnahmen. Was war daran falsch? Es folgte eine Epoche des Aufbruchs. Nicht nur deutsche Unternehmen verdienten sich im liberalisierten Osthandel mehrere goldene Nasen. Günstige importierte Energie gegen exportierte Technologie. Wir alle profitierten davon. Wo waren diejenigen, die heute behaupten, dieses globale Geschäft auf Gegenseitigkeit hätte man aus strategischer, militärischer Sicht niemals mitmachen dürfen? Angela Merkel wurde am Ende ihrer 16jährigen Kanzlerschaft allseits gelobt, Deutschland gut, sicher und verantwortungsvoll durch alle Krisen geführt zu haben. Frank-Walter Steinmeier war nicht nur der beliebteste Politiker, sondern auch ein vorbildlicher Außenminister. Und Olaf Scholz wurde zum Bundeskanzler gewählt, weil man ihm zutraute, Kontinuität und Aufbruch in die Moderne zu bewältigen. Sie alle und mit ihnen die gesamte politische Klasse wurden von Putin ge- und enttäuscht. Sie alle haben das eingestanden und gegengesteuert. Sie selbstgerecht an den Pranger der Naivität zu stellen, ist falsch, unpassend und billige Polemik. Gefragt sind Ideen, um Schaden vom deutschen Volke abzuwenden. Eine Aufgabe, die uns alle betrifft.

Dirk Hartwich

 
 

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