Mittendrin - und doch ausgegrenzt (2)

Gesellschaft

Rhader Wochenendgedanken:  Heute über Obdachlose (gestern über Behinderte)

Ein Leben auf der Straße ist kein Abenteuer, sondern blanke Not. Es gab Zeiten, als Clochards in Frankreich (und bei uns) verherrlicht wurden. Grenzenlose Freiheit, gepaart mit philosophischem Wissen, so unser Selbstbetrug. Tatsächlich waren es Obdachlose, die auf Almosen und humanitäre Hilfe angewiesen waren, um zu überleben. So wie heute die Menschen, die in unseren Städten auf der Straße leben müssen, weil es für sie keinen Wohnraum gibt. Weil wir sie nicht mittendrin haben wollen. Weil sie vielleicht versagt haben. Weil sie möglicherweise trinken und Drogen nehmen. Aber es sind Menschen wie Du und ich. Sie haben das gleiche Recht, würdevoll behandelt zu werden. Gut dass es Hilfsorganisationen gibt, die sich kümmern. Die stützen und unterstützen. Unsere Kirchen, die christliche Nächstenliebe predigen, wären im Prinzip beste Helfer und Aufklärer. Im Prinzip. In Düsseldorf gibt es aktuell einen Vorfall, der uns nachdenklich machen muss. Die katholische St. Apollinaris-Kirche hat ein Gitter an einem Seiteneingang anbringen lassen, um Obdachlose auszusperren. Die Hilfsorganisation für Wohnungslose fiftyfifty in D.-Dorf zeigt sich bestürzt. Anstatt zu helfen, werden dort Hilfsbedürftige ausgegrenzt. Anstatt ein Dach über dem Leben zu gewähren, wird die Tür verschlossen. So lösen wir keine Probleme. Wir verlagern sie nur.

 
 

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