Gesellschaft Gedankensplitter Nr. 10

Nachdenkzeilen über den Wert des Arbeitens

Die von Max Weber geforderte „geschulte Rücksichtslosigkeit des Blickes in die Realitäten des Lebens“ darf auch vor dem Phänomen sinkender Arbeitsmoral nicht halt machen. Verwunderlich ist diese Entwicklung allerdings nicht. Wenn Menschen beim Nichtstun genauso versorgt sind, wie sie es mit Arbeit wären, bleibt die Motivation, eine Arbeit aufzunehmen, gering. Wer aber ganz oder teilweise auf Kosten der Allgemeinheit lebt, spaltet die Gesellschaft, wenn er nicht wirklich bedürftig oder schlicht arbeitsunwillig ist. Es besteht nämlich kein Anspruch auf Förderung individualistischer Selbstverwirklichung durch Staat und Gesellschaft für die, die eine Teilnahme am Arbeitsleben nicht wünschen, aber meinen, ihre „Freiheit“ hätten die anderen zu finanzieren. Die auch in diesem Zusammenhang geführte Diskussion über ein bedingungsloses Grundeinkommen ist ein Holzweg und wäre in jeder Hinsicht kontraproduktiv.
Die Problematik der Überversorgung von im Prinzip Arbeitsunwilligen, das Problem der fehlenden Motivation wegen zu geringen Abstandes zwischen Transferleistungen und Arbeitseinkommen, das Problem der sinkenden Arbeitsmoral in Form des „Dienstes nach Vorschrift“, aber nicht zuletzt auch das nicht zu unterschätzende Problem des leistungslosen Luxuslebens von Millionen- oder gar Milliardenerben fordern zwingend eine Antwort von Politik und Gesellschaft.
Die Lösungen liegen auf der Hand. Neben der Realisierung möglicher Einsparungen muss der Abstand zwischen sozialen Transferleistungen und Arbeitseinkommen deutlich erkennbar sein. Vor allem aber muss die große Mehrheit derjenigen, die mit großem persönlichen Einsatz ihre Arbeit verrichten, für ihre Arbeit angemessen bezahlt werden. Für Transferleistungsempfänger, die gern mehr arbeiten möchten, seien es alleinerziehende Elternteile, für deren Kinder bei Vollzeittätigkeit Betreuung nicht möglich ist, oder Arbeitssuchende, z. B. mit Vermittlungshandicaps müssen Lösungen angeboten werden, die sie aus Abhängigkeiten von Unterstützung ganz oder zumindest teilweise befreien. Ein großer Schritt wäre in diesem Zusammenhang ein massiv verstärkter Ausbau der Ganztagsbetreuung zur Entlastung von Eltern und Alleinerziehenden, der auch dem großen Problem des Arbeitskräfte- bzw. Fachkräftemangels abhelfen würde.
Die viel diskutierte Work-Life-Balance muss nicht vorrangig weniger Arbeit bedeuten, sondern kann durch besser motivierende Formen realisiert werden. So würde etwa eine motivierende Führungskultur auch das Phänomen des „Dienstes nach Vorschrift“ begrenzen, zumal dann, wenn ein Anerkennen der Leistung durch materielle Anreize attraktiver gestaltet wird, z. B. durch Prämien.
Das leistungslose Luxuseinkommen ist hingegen in erster Linie ein Fall für die Erbschafts- und Einkommenssteuer und würde, wenn man diese überfällige Reform denn endlich anginge, nicht nur zur Verbesserung der Einnahmeseite des Staatshaushaltes führen, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Wiederherstellung des Gerechtigkeitsempfindens leisten und damit auch den Zusammenhalt der Zivilgesellschaft fördern.

Friedhelm Fragemann

Anmerkung: In loser Folge werden hier Gastkommentare sowie Gedankensplitter zur Information und Förderung der offenen Diskussion eingestellt. Bisher veröffentlichte Gedankensplitter von Friedhelm Fragemann finden die Leser auf dieser Internetseite am 17.8., 6.9., 30.9., 18.10., 12.11., 07.12.2024 sowie am 21.01.; 10.02.2025 sowie am 31.03.2025

Veröffentlicht am 31.05.2025

 

Kommunalpolitik Rhade positiv weiterzuentwickeln, heißt, selbst anzupacken

Örtliches Bürgerforum als Mitmachplattform

Kommunalpolitik blieb jahrzehntelang ein Feld ausgewählter und gewählter Personen, die von den Parteien ausgesucht und aufgestellt wurden. Die zunehmende Vielfalt der Herausforderungen zeigte überdeutlich, dass Kommunalpolitik zwar nicht neu erfunden, aber umfassend erweitert werden musste. Erst lautete die Forderung Bürgerbeteiligung, um dann zur direkten Bürgermitwirkung entwickelt zu werden. Dass die Rhader SPD als Motor daran beteiligt war, soll heute nur am Rande eingeflochten werden. Das Ergebnis ist entscheidend. Dorsten besteht aus 11 Stadtteilen. Überall haben sich engagierte Bürgerinnen und Bürger zu sogenannten Stadtteilforen zusammengetan, um der Verwaltung, dem Stadtrat und den demokratischen Parteien mit ihrer Ortskenntnis zuzuarbeiten. Ein riesiger Mehrwert für unsere Stadt. Vor Ort hat sich das Gremium die Bezeichnung „Rhader Bürgerforum“ gegeben. Mehrfach im Jahr werden alle Interessenten, denen die positive Entwicklung des eigenen Lebensmittelpunktes am Herzen liegt, eingeladen, um sich informieren, Kritik zu äußern oder eigene Ideen einzubringen. Ort: Carola-Martius-Haus. Termin: Montag, 2. Juni, 19 Uhr. Themen u. a.:

  • Beteiligung an Windkraftanlagen
  • Dorfentwicklung Rhade
  • Spielplatz Forks Busch
  • Nahversorgungszentrum Rhade
  • Hundewiese
  • Stadtjubiläum 2025/2026

Veröffentlicht am 30.05.2025

 

Gesellschaft Frieden - Peace - Page - Paix - Schalom

"Unser Leben währt siebzig Jahre, und wenn es hoch kommt, achtzig Jahre. Und was an ihnen war, ist Mühsal und Trug. Denn schnell ist es vorüber, im Flug sind wir dahin." So steht es im Psalm 90,10. Und warum schaffen wir Menschen es dann nicht, diese kurze Zeit friedlich miteinander zu verbringen? Warum lernen wir nicht aus unseren kriegerischen Fehlern? Warum hält unser Schwur, „NIE WIEDER“, gerade mal eine Generation - wenn überhaupt? Der Mensch, ein vernunftbegabtes Wesen? In den täglichen TV-Nachrichten nimmt die Kriegsberichterstattung mit schrecklichen Bildern breiten Raum ein. Wir alle sind aufgefordert, das nicht mehr schweigend hinzunehmen. Wir müssen uns dagegen wehren, dass Krieg die Fortsetzung von Politik mit anderen Mitteln ist. Wir, die wir verstanden haben, müssen helfen, damit auch andere verstehen. Wir in Dorsten haben dazu ein Museum gebaut. Eine Begegnungsstätte, die mit Ausstellungen, kulturellen Veranstaltungen, Lesungen, Filmen und Fortbildungsangeboten auch als Lernort für Frieden und gesellschaftlichen Zusammenhalt gilt. Das Jüdische Museum Westfalen (JMW) in unserer Stadt ist ein Ort, der friedensstiftend  wirkt. Die neueste Ausgabe von SCHALOM, der Zeitung des Museums, weist uns den Weg, um aus der Vergangenheit zu lernen und für das friedliche Miteinander einzutreten. Weltweit!

Ein Rhader Friedensappell

Veröffentlicht am 29.05.2025

 

Bundespolitik Schwarz-rote Koalition mit Anlaufschwierigkeiten

Wer die politische „Ehe“ zwischen CDU/CSU und SPD momentan von außen beobachtet, erkennt, dass da (noch) nicht alles stimmt. Innenpolitik scheint sich in der Sommerpause zu befinden, dafür werden vom Kanzler und Außenminister, beide CDU, international Pflöcke eingeschlagen, die mit dem sozialdemokratischen Partner nicht  abgestimmt waren. Der Finanzminister und Vorsitzende der SPD,  Lars Klingbeil, wird überwiegend als Sparminister wahrgenommen, die anderen Ministerinnen und Minister der Sozialdemokraten, finden nicht statt. So der Eindruck derjenigen, die die politische Lage von außen versuchen zu verstehen. Das selbst gewählte  Markenzeichen von Friedrich Merz war und ist der forsche Auftritt. Wenn er mal wieder „einen rausgehauen“ hat, folgte regelmäßig das Zurückrudern. So auch aktuell, als der Kanzler erst mit Nachdruck äußerte, dass die Reichweitenbeschränkung deutscher Waffen, die in die Ukraine geliefert werden, nicht mehr gilt. Als die öffentlichen Fragen, garniert mit heftiger Kritik, stärker wurden, wurde Merz, so wie immer, von seinen Beratern „eingefangen“. Am Ende doch wieder mehr Aktionismus statt Aktion. Unverdauliche Kost für viele Sozialdemokraten. Obwohl die schwarz-rote Koalition keine Liebesheirat war, kann sie sich keine Schwäche, kein Zerbrechen, erlauben. Die drohende Alternative ist bekannt. Der Kanzler kann von seinem SPD-Vorgänger noch viel lernen.

Rhader Nachdenkzeilen

Veröffentlicht am 28.05.2025

 

Soziales Dorsten ist absolut lebenswert, hat aber behebbare Defizite

Eine wertvolle Analyse dient als Kompass

„Ein Instrument, um soziale Ungerechtigkeiten zu reduzieren, Chancengleichheit zu fördern und soziale Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen, heißt Sozialplanung. Unser Ziel ist es, das Leben in unserer Stadt für alle Menschen zu verbessern. Wir möchten die soziale Benachteiligung abbauen, die wirtschaftliche Entwicklung fördern und gleichzeitig die Lebensqualität aller durch nachhaltige Maßnahmen steigern.“ Was sich liest wie das neue kommunale SPD-Wahlprogramm findet sich im Vorwort des „2. Sozialberichts für die Stadt Dorsten“ und ist mit dem Oberbegriff LEBENSLAGEN bestens beschrieben. Eine Analyse, die die Augen öffnet, Vorurteile abbaut und Hinweise zum Besseren auf fast 300 Seiten liefert. Ein wertvoller Kompass, um das, was im Vorwort so eindeutig als Erkenntnis und Zielsetzung benannt wurde, auch umzusetzen. Voraussetzung ist, dass dieser Sozialbericht von der ersten bis zur letzten Seite gelesen wird. Nur dann steigt die Wahrscheinlichkeit, nicht nur aus dem Bauch zu (ver)urteilen, sondern faktengestützt Entscheidungen zu treffen, die wirklich nachhaltig sind, wie es auch im Vorwort zutreffend heißt. Damit der Sozialbericht nicht nur als ein Fachbuch für interessierte Experten eingeordnet wird, überrascht die Verfasserin, Claudia Brüggemann, Sozialplanerin in der Stadtverwaltung, die auch den Zusatz „Lotsin im Haus der sozialen Leistungen“ trägt, mit einer Zusammenfassung in einfacher Sprache. So eingestimmt, steigt die Neugier auf das Kommende.

Ein Rhader blättert im Sozialbericht - Fortsetzung folgt

Veröffentlicht am 27.05.2025

 

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SPD Sozial

"Um wirklich zu leben, kann man nicht sitzen bleiben.
Leben heißt immer: sich in Bewegung setzen,

auf den Weg machen, träumen, planen,
offen für die Zukunft sein."

Papst Franziskus. Predigt im Petersdom, 2024 

 

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