Nachrichten zum Thema Familie und Jugend

Der Kiga Stuvenberg entstand durch eine Elterninitiative. Im Foto das 2014 sanierte Gebäude Familie und Jugend Rhade aktuell: Kita-Plätze sind (wieder) Mangelware

Vor 50 Jahren wurde aus gleichem Grund eine Spielstube gegründet

Die Presseberichterstattung über fehlende Kindergartenplätze, u. a. in Rhade, lässt Erinnerungen an die 1970er Jahren wach werden. Der in katholischer Trägerschaft geführte Kindergarten Fröbelweg hatte keine freien Kapazitäten. Besonders junge Eltern aus dem Bereich Kalter Bach, Hünengrab und Stuvenberg suchten händeringend nach Fördermöglichkeiten ihrer Kinder im Vorschulalter. Eine Elternintiative machte mobil, überzeugte die Stadtverwaltung und gründete mit deren Unterstützung eine Spielstube in den Räumen der ehemaligen Bäckerei Wingbermühle am Stuvenberg. Mehrere Mütter erklärten sich im Wechsel bereit, die Betreuung und Förderung des Nachwuchses zu übernehmen. Fritz Oetterer vom Jugendamt, ein Psychologe der Ruhr-Universität Bochum übernahmen die Schulung der engagierten Eltern. Diese funktionierende Bürgerinitiative war eine Erfolgsgeschichte - und der Startschuss für den städtischen Kindergarten Stuvenberg. Eigentlich eine Blaupause für die vielen Eltern, die heute, 50 Jahre später, wieder in Rhade auf der Suche nach Kita-Plätzen sind.

Erinnerungen einer „Spielstuben-Mutter“ aus dem Jahr 1975

Veröffentlicht am 12.02.2022

 

Familie und Jugend Aussitzen - verdrängen - vergessen?

Dorsten und der Fall „Paul“ - Eine kurze Erinnerung und Mahnung

Vor 6 Jahren beschloss das Dorstener Jugendamt einen 11jährigen (!) Jungen, abgestempelt als nicht erziehbar, eine Sonderbehandlung zur „Gesundung“ zu ermöglichen. Eine Firma, spezialisiert auf solche Fälle in mehreren Städten, bekam gegen ein fürstliches Honorar den Auftrag dazu. „Paul“, so der fiktive Name des Jungen, wurde nach Ungarn gebracht, um dort von einer männlichen, alleinlebenden „Fachkraft“ in einer heruntergekommenen Bauernkate  auf Linie gebracht zu werden. Ein Verwandter des Jungen hinterfragte das Verfahren, machte sich dadurch im Dorstener Rathaus überaus unbeliebt, setzte sich aber hartnäckig durch. Unvergessen bleibt die öffentliche engagierte und emotionale Diskussion in Dorsten und dem ganzen Land. Es stellte sich nämlich heraus, dass „Paul“ kein Einzelfall war. Überforderte Jugendämter in NRW waren froh, mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, die ihnen sogenannte Problemfälle abnahmen. „Paul“ war aber kein Problemfall. Nachdem er im wahrsten Sinne des Wortes aus Ungarn befreit  und vom besagten Verwandten aufgenommen und betreut wurde, wechselte er ohne Umwege direkt aufs Gymnasium in eine NRW-Stadt außerhalb Dorstens. Heute ist „Paul“ 17 und wird im übernächsten Jahr sein Abitur machen. Seine Familie bestätigt, dass die Entwicklung seit seiner „Umsiedlung“ aus Ungarn problemlos verläuft und verlaufen ist. Die Mitarbeiter unserer Stadt, an der Spitze der Bürgermeister, müssten sich „täglich“ selbstkritisch fragen, was sie, nach dem Wissen von heute, alles falsch gemacht haben. Eine Entschuldigung gegenüber dem Jungen gab es übrigens nie. Ob es weitere Dorstener Kinder gibt, die vom Jugendamt zur besonderen Auslandserziehung Spezialunternehmen übergeben wurden, ist nicht bekannt. Die Sensibilität ist aber mit dem Fall „Paul“ überall gestiegen, Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen nicht abzuschreiben. Für „Paul“ kommt diese Erkenntnis zu spät. Zu wünschen ist, dass seine Entwicklung weiter so positiv verläuft. Dass er seine Odyssee, die er dem Dorstener Jugendamt zu verdanken hat, gänzlich vergisst, ist unwahrscheinlich. 

Eigener Bericht

Veröffentlicht am 29.09.2020

 

Ludger Böhne, stellv. Pressesprecher der Stadtverwaltung beantwortet: 3 Fragen an ... (Foto Stadtverwaltung) Familie und Jugend Waldkindergarten in Dorsten? Im Prinzip ja, aber ...

Rhader SPD fragt die Verwaltung – Antworten zeigen, warum es eigentlich nicht geht

3 Fragen der Rhader SPD an den Leiter des städtischen Amtes für Familie, Jugend und Schule Stefan Breuer, werden vom Pressesprecher Ludger Böhne beantwortet. Unsere Fragen und die Antworten stellen wir unkommentiert dem Leser zur Verfügung. Geplant ist, etwas später diese Antworten gesondert zu bewerten. Aus Sicht der Rhader SPD.

Frage 1: Warum fehlen in Dorsten Kindergartenplätze, obwohl der Bedarf doch genau vorausberechnet werden kann?

Antwort: Im Jugendhilfeausschuss wurde am 05.09.2018 der Kindertagesstättenbedarfsplan für die Jahre 2018-2022 beschlossen. Hier werden ausführlich die Platzsituation, die mögliche Entwicklung des Bedarfes von Eltern und die geplanten Maßnahmen beschrieben. Er ist öffentlich einsehbar unter https://dorsten.more-rubin1.de/sitzungen_top.php

Durch den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr entsteht Bedarf oft kurzfristig. In Prognosen muss neben Bevölkerungsentwicklung und Entstehung von Baugebieten auch das mögliche Inanspruchnahmeverhalten der Eltern eingerechnet werden. Dies ist aber – anders als in der Frage unterstellt – kaum vorherzusagen.

Die Frage erweckt außerdem den Eindruck, als blieben Kinder unversorgt. Das ist nicht richtig: Wie in den vergangenen Jahren konnten auch zu diesem Kindergartenjahr wieder alle gemeldeten Bedarfe bedient werden. Dabei wurden die gesetzlichen Möglichkeiten der genehmigten Überbelegung und die Einrichtung von provisorischen Gruppen genutzt. Um mittelfristig genügend Regelplätze anbieten zu können, werden weitere Ausbauten notwendig. Dazu gibt es Planungen und Gespräche. Ein weiterer Ausbau ist aber auch abhängig von Förderprogrammen von Bund und Land.

Frage 2: Wären Waldkindergartengruppen, die bereits mehrfach vorgeschlagen wurden, eine Dorstener Attraktivitätssteigerung und Lösung?

Veröffentlicht am 21.09.2018

 

Dr. Hans-Udo Schneider Familie und Jugend Statistik verleitet nicht selten zum Selbstbetrug

Dr. Hans-Udo Schneider kommentiert Verwaltungsmitteilung: Masse statt Klasse

Mit Stolz verkündet die Stadtverwaltung: „Die Nachfrage konnten wir komplett bedienen“. Was vordergründig wie ein großer Erfolg aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Täuschung. Noch mehr Leistungsdruck auf eh schon überlastete Erzieherinnen, Einschränkungen im Raumprogramm und damit verbunden die weitere Senkung pädagogischer Standards. Hier kommt sie wieder zum Vorschein, die Illusion, als sei Arbeit im Kindergarten ein Kinderspiel. Immer lauter werden die Klagen der Grundschulen, über mangelnde Schulreife, fehlende sprachliche und soziale Kompetenzen und die Zunahme von Verhaltensproblemen, von den Herausforderungen der Migrantenkinder ganz zu schweigen. Ungleichheit wird so gefördert, Integration verhindert. Seit Jahrzehnten fehlt der Stadt eine Konzeption frühkindlicher Erziehung. Wer sich vom Diktat knapper Kassen leiten lässt, wird die Probleme verschärfen. In der Zeit zurückgehender Kinderzahlen sind Einrichtungen voreilig geschlossen worden. Die Chance in benachteiligten Stadtteilen Qualitätsstandards zu setzen, wurde wieder einmal verpasst.

Dr. Hans Udo Schneider, Dipl. Psych. /Psychotherapeut

Wird morgen fortgesetzt. Siehe auch dazu unseren Bericht auf dieser Internetseite: „Schafft endlich mehr Chancengleichheit!“ vom 23. Mai 2018

Veröffentlicht am 04.06.2018

 

Familie und Jugend Jugendämter senden Alarmsignal - überfordert, unterbesetzt, allein gelassen

Umfrage macht nachdenklich - Ist Dorsten außen vor?

Eine repräsentative bundesweite Umfrage der Hochschule Koblenz unter den Jugendämtern in Deutschland hat ein niederschmetterndes Ergebnis erbracht. 2017 mussten 14 000 Mitarbeiter 1 080 000 Fälle bearbeiten. Tendenz: Ständig steigend. Darunter 84 000 sogenannte Inobhutnahmen - ein trauriger Rekord. Das sind Jugendliche, die vergewaltigt wurden, die vernachlässigt wurden, die misshandelt wurden - die Liste der Grausamkeiten ist lang und länger. Kurz: Kinder und Jugendliche, die vor versagenden Eltern staatlich geschützt werden müssen. Ein Drittel aller Jugendämter kann diese Aufgabe nicht oder nur eingeschränkt erfüllen. Ein Alarmsignal, das überall gehört werden sollte. Es fehlen Fachkräfte, es fehlt Zeit für Qualifizierung, es fehlt an Wertschätzung der Mitarbeiter, es fehlen Finanzmittel. Obwohl sich der Etat für die Jugendämter in den letzten 10 Jahren verdoppelt hat, auf 12,2 Milliarden(!) Euro, sind die Lücken im System unübersehbar. Die Forderung an den Bund und die Länder lautet: Endlich die Mittel bereit zu stellen, die notwendig sind. So das Fazit der Untersuchung. Fast vergessen ist, dass das Jugendamt Dorsten vor nicht langer Zeit negative Schlagzeilen mit dem Fall „Paul“ lieferte. Auch hier wurde eklatantes Versagen überforderter Mitarbeiter aufgezeigt. Die Folge: Das Jugendamt wurde umstrukturiert und neu aufgestellt. Die Untersuchung der Hochschule Koblenz wäre für die Verwaltung und den Stadtrat eine gute Gelegenheit Bilanz zu ziehen, was sich geändert hat und was noch zu tun ist. „Für jedes Kind, das zu spät - oder zu früh - aus Familien geholt wird, ist es eine persönliche Katastrophe“, so endet ein Bericht in der Süddeutschen Zeitung zum bedrückenden Thema.

Eigener Beitrag auf Grundlage des Artikels „Hilflos in die Katastrophe“, SZ 16. Mai 2018

Veröffentlicht am 18.05.2018

 

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